Im August 2007 beginnen die Primarschulen der 23 Pioniergemeinden
mit der Einführung des Rumantsch Grischun als geschriebener Sprache in
den ersten Klassen. Die Pädagogische Hochschule Graubünden (PHGR) ist
von der Regierung beauftragt worden, die Weiterbildung der betroffenen
Lehrpersonen zu planen und durchzuführen. Nach einer Planungs- und
Vorbereitungsphase und der Ausbildung von Kaderpersonen, findet nun die
Weiterbildung der Lehrerschaft statt. Rund 50 Lehrpersonen absolvieren
eine intensive dreiwöchige Weiterbildung.
Vorbereitung - Kaderausbildung
Im Jahr 2005 erhielt die PHGR den Auftrag, die Weiterbildung der
Lehrpersonen im Zusammenhang mit der Einführung des Rumantsch Grischun
in der Schule zu planen, vorzubereiten und durchzuführen. Die Grundlage
für diesen Auftrag folgt aus dem Regierungsbeschluss vom 21. Dezember
2004 mit dem Grobkonzept zur Einführung von Rumantsch Grischun in der
Schule, das heisst mit der Einführung von Rumantsch Grischun als
Alphabetisierungs- und geschriebene Sprache ab der ersten Klasse.
Eine Expertengruppe aus den Bereichen Sprachwissenschaft und/oder
Didaktik unter der Leitung der PHGR hat in der Folge ein
Ausbildungskonzept für das Kader für die nachfolgende Weiterbildung
erarbeitet und die Strukturen, die Inhalte und die Ziele der
Weiterbildung definiert.
Als Kursleiterinnen und Kursleiter konnten 8 Personen - Lehrpersonen
aller Schulstufen inklusive Kindergarten und Personen, welche sich
beruflich mit Rumantsch Grischun beschäftigen - rekrutiert werden. In
einer vierwöchigen intensiven Ausbildung sind diese Kaderpersonen für
den Unterricht in der Weiterbildung vorbereitet worden. Die
Kaderausbildung beinhaltet die Bereiche Linguistik, Sprachdidaktik,
Didaktik in der Erwachsenenbildung, Lehrmittel und
Unterrichtsmaterialien, Informatik im Sprachunterricht und Informationen
zum Projekt Rumantsch Grischun in der Schule.
Struktur der Weiterbildung
Die Weiterbildung der Lehrerschaft der Pionierregionen, wie auch für
zukünftige Gemeinden und Regionen, welche das Rumantsch Grischun in der
Schule einführen, umfasst eine Grundausbildung von drei Kurswochen mit
einer Abschlussprüfung sowie eine Vertiefungswoche nach dem ersten Jahr
der Einführung des Rumantsch Grischun. Die Weiterbildung wird im Laufe
der konkreten Arbeit in der Schule mit einem linguistischen und
didaktischen Support begleitet und unterstützt.
Die erste Etappe der Weiterbildung für die 23 Pioniergemeinden
findet im Winter und Frühling 2007 mit drei dezentralen Kurswochen
statt. Die erste Woche hat vom 29. Januar bis 2. Februar in Tiefencastel
stattgefunden, weitere folgen vom 12. bis 16. März in Laax und vom 7.
bis 11. Mai im Münstertal. Die Vertiefungswoche wird im Sommer 2008,
nach einem Schuljahr mit praktischen Erfahrungen mit den ersten
Primarklassen durchgeführt.
Wer nimmt an der Weiterbildung teil?
An diesem ersten Weiterbildungsgang nehmen 55 Lehrpersonen aus den
Pionierregionen teil: 18 aus dem Münstertal, 23 aus dem Oberhalbstein
und Albulatal und 14 aus der Surselva (Falera, Laax, Trin). 30
Unterstufenlehrpersonen, 10 Kindergärtnerinnen, 8 Lehrpersonen für den
Unterricht in Kleinklassen oder Sprachtherapie, 5 Lehrpersonen für den
Religionsunterricht und 2 Lehrpersonen für das Fach Handarbeit textil.
Da die Lehrpersonen für die 4. bis 6. Klassen der Primarschule und der
Sekundarstufe I erst in einigen Jahren direkt von der Einführung des
Rumantsch Grischun in der Schule betroffen sind, wird die Weiterbildung
für sie später durchgeführt. Dies ermöglicht einerseits einen allzu
grossen Zeitraum zwischen Weiterbildung und konkreter Umsetzung im
Unterricht zu vermeiden, andererseits erlaubt es die neu erarbeiteten
Lehrmittel für die verschiedenen Stufen und Fächer in die Weiterbildung
zu integrieren.
Inhalte und Ziele der Weiterbildung
Das Hauptgewicht der Weiterbildung liegt in erster Linie im Erwerb
ausreichender Sprachkompetenzen in Rumantsch Grischun, um diese
Sprachvariante als geschriebene Sprache unterrichten zu können. Zu
diesem Zweck ist in der Vorbereitungsphase ein spezifisches Lehrmittel
erarbeitet worden, welches als Leitfaden für die Sprachlektionen
innerhalb der Weiterbildung dient. Da das Lehrmittel viele praktische
Vorschläge und stufengerechte Übungen enthält und mit dem vielfältigen
Angebot bestehender Materialien in Rumantsch Grischun verknüpft ist,
dient es sowohl für die Weiterbildung, als auch später als
Zusatzmaterial für den Unterricht in der Schule. Die Lehrpersonen
erhalten im Weiteren einen Überblick und auch eine didaktische
Einführung in die Arbeit mit den vorhandenen Materialien in Rumantsch
Grischun und mit den neu erarbeiteten Lehrmitteln für die verschiedenen
Stufen und Fächer.
Neben der theoretischen und praktischen Sprachausbildung, haben die
Lehrpersonen die Möglichkeit verschiedene zusätzliche Wahlpflichtkurse
in den folgenden Bereichen zu belegen: Informatik und spezielle
elektronische Sprachlern- und Förderprogramme, Grundlagen der
Sprachdidaktik, Zweisprachigkeit und zweisprachige Erziehung,
Sprachgeschichte und Konversationsübungen. Ein Teil der Weiterbildung
dient der spezifischen Vorbereitung für den Unterricht auf den
unterschiedlichen Stufen und Schulsektoren wie Kindergarten,
Primarschulunterstufe, Religionsunterricht, textile Handarbeit und
Sprachtherapien.
Ziel der Weiterbildung ist die Schulung von Personen mit guten
Sprachkompetenzen in Rumantsch Grischun, eingeführt in die praktische
Arbeit mit Unterrichtsmaterialien und Lehrmitteln. Zudem sollen die
Lehrpersonen auch Bezugspersonen für das Projekt Rumantsch Grischun in
der Schule sein und mit Eltern, Schulbehörden und der Bevölkerung in
Kontakt stehen.
Die sprachlichen und didaktischen Anforderungen der Weiterbildung
werden gemeinsam mit der Stabstelle Didaktik und der Erarbeitung der
Lehrmittel koordiniert. Das Programm der Weiterbildung wird mit
Exkursionen in die unterschiedlichen Regionen und Begegnungen mit
Personen, welche sich intensiv mit dem Rumantsch Grischun beschäftigen,
ergänzt.
Perspektiven - wie geht es weiter?
Nach drei Wochen Basisausbildung führt ein Teil der Lehrerschaft im
August 2007 den Unterricht mit Rumantsch Grischun in den ersten Klassen
der Pionierregionen als geschriebene und Alphabetisierungssprache ein.
Während dieser Einführungsphase werden die Lehrpersonen von einem
sprachlichen und didaktischen Support begleitet. Die Weiterbildung wird
mit einer Vertiefungswoche nach dem ersten Schuljahr abgerundet und
beendet.
Die Struktur der Weiterbildung gilt bezüglich Umfang, Art und Inhalt
für alle Gemeinden, welche Rumantsch Grischun in der Schule künftig
einführen werden. Termine, Gruppengrössen und Rhythmus der Kursetappen
der künftigen Weiterbildungsgänge hängen von den Entscheidungen der
Gemeinden und Regionen bezüglich der Einführung des Rumantsch Grischun
in der Schule ab.
Auskunftspersonen:
- Regierungsrat Claudio Lardi, Vorsteher Erziehungs-, Kultur- und
Umweltschutzdepartement, Tel. 081 257 27 01
- Ivo Berther, Projektleiter "Rumantsch Grischun in der Schule",
Tel. 081 257 27 15
- Gian Peder Gregori, Leiter Projekt Weiterbildung Rumantsch
Grischun bei der Pädagogischen Hochschule Graubünden, Tel. 081 354 03 96
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement