Nach sechzehn Jahren an der Spitze des kantonalen Amtes für Natur
und Umwelt Graubünden tritt Dr. Peter Baumgartner Ende August in den
Ruhestand. In seiner Wirkenszeit hat er im Kanton Graubünden den
Ausgleich zwischen ökologischen und ökonomischen Anliegen massgeblich
geprägt.
Als vormaliger Direktor in der chemischen Industrie hat Dr.
Baumgartner seine Beziehung zum Schutz der Umwelt und zu Fragen der
Chemiesicherheit aufgebaut. Der promovierte Chemiker und
Industriemanager übernahm am 1. Januar 1993 seine Aufgabe von Rudolf
Gartmann, dem ersten obersten Bündner Gewässer- und Umweltschützer. Dr.
Baumgartner übernahm die Amtsleitung nach einer Phase des intensiven
Aufbaus im Umweltschutz in einem Umfeld, das generell einen ''schlanken
Staat`` forderte und von öffentlichen Dienststellen grosse Anstrengungen
zum Sparen verlangte. In dieser Phase der Konsolidierung der erreichten
Fortschritte passte Dr. Baumgartner die Organisation des Amtes laufend
den aktuellen Erfordernissen an und stellte sicher, dass der Schutz der
Umwelt mit einem hohen Grad an Effizienz wahrgenommen wurde.
Bei seinem Amtsantritt war die Fertigstellung eines flächendeckenden
Netzes von Abwasserreinigungsanlagen im Gange. Als 1995 letztmals
Bundesbeiträge für Abwasseranlagen zugesichert wurden, konnten vom
Kanton Graubünden dank der weitsichtigen Planung von Dr. Baumgartner
Beitragsgesuche für eine Vielzahl von Projekten beim Bund eingereicht
werden. In der Folge konnten bis ins laufende Jahr zahlreiche
Erweiterungen und Erneuerungen von Abwasserreinigungsanlagen mit
Bundesbeiträgen realisiert werden. Im Abfallbereich musste das im
Bundesrecht verlangte Deponieverbot für brennbare Siedlungsabfälle und
die Einführung der Kehrichtsackgebühr durchgesetzt werden, teilweise
gegen den Willen der regionalen Abfallverbände und Gemeinden.
Ein sehr wichtiges Anliegen von Dr. Baumgartner war die
Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Umweltthemen. Er baute die
regelmässige Information des Amtes durch die ''Umwelt Info`` und über
die Internetseite www.umwelt-
gr.ch mit aktuellen Daten zur Umweltbelastung stark aus und legte einen
Schwerpunkt bei der
Umweltbildung in Schulen. Er brachte der Bevölkerung die Umweltanliegen
mittels publikumswirksamen Auftritten näher, so z.B. 1995 zum UNO Jahr
des Naturschutzes, zum Grundwasserschutz in Chur und Samedan sowie an
der HIGA Chur mit Sonderschauen zu Abfall (1995), Luftverschmutzung
(1998), nachhaltige Entwicklung (2000) und Wasser (2003).
Mit der Integration des bis 2003 als selbständiges Amt geführten
Fachstelle für Natur und Landschaftsschutz übernahm er die Betreuung der
Pärkedossiers Biosfera Müstair und Parc Ela und der Pärke Adula und
Beverin sowie die 2008 ins Weltnaturerbe der UNESCO aufgenommene Swiss
Tectonic Arena Sardona.
Als ehemaligem Anlagebauer in der Industrie vermittelten ihm all
jene Fälle Glücksgefühle, in welchen Fortschritte im Umweltschutz
mittels technischer Anlagen auf einer ökonomischen Grundlage erzielt
werden konnten. Dies war beispielsweise, als ab 1999 das Ausbringen von
Klärschlamm in der Landwirtschaft mit der Inbetriebnahme einer
Trocknungsanlage im industriellen Massstab auf der
Abwasserreinigungsanlage Chur abgelöst werden konnte oder als mit der
Betriebsbewilligung für die 2. Ofenlinie der Kehrichtverbrennungsanlage
Trimmis die Voraussetzung geschaffen wurde, den Abfall aus Graubünden im
Kanton zu verbrennen oder als Anlagen zur Nutzung der im Grüngut oder in
Biomasse enthaltenen Energie bewilligt werden konnten. Bei den die
Umwelt, Natur und Landschaft stark beanspruchenden Grossprojekten wie
Kraftwerken, Wintersportanlagen, Strassen, Leitungen und
Kiesabbau-Vorhaben gelang es oft, mit Verbesserungen und Auflagen zum
Schutz der Umwelt die Eingriffe so zu minimieren, dass die Projekte
realisiert werden konnten.
Die Arbeit als kantonaler Umwelt- und Naturschützer bereitet
naturgemäss nicht nur Freude, findet sich doch diese Aufgabe im steten
Spannungsfeld zwischen Ansprüchen von Schutz- und Nutzungsinteressen.
Seine Flexibilität, sein Verhandlungsgeschick und die Fähigkeit, sich
rasch auf unerwartete Situationen einzustellen, liessen Dr. Baumgartner
seinen Auftrag stets mit unverbrauchter Überzeugung und jugendlichem
Elan erfüllen.
Regierungsrat Claudio Lardi, Vorsteher Erziehungs-, Kultur-
und Umweltschutzdepartement
Remo Fehr wird neuer Leiter des Amtes für Natur und
Umwelt
Nachfolger von Peter Baumgartner als Leiter des Amtes für Natur und
Umwelt wird Remo Fehr, der bisherige Amtsleiter-Stellvertreter und
Leiter der Abteilung Luft/Lärm/Strahlung. Der 47-jährige Physiker ist in
Walenstadt (SG) aufgewachsen und hat an der ETH in Zürich studiert.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement