Angesichts der grossen Schneemengen befindet sich das Wild in
verschiedenen Regionen Graubündens in den Hochlagen derzeit in höchster
Not. Das Amt für Jagd und Fischerei, das Amt für Wald und der Bündner
Kantonale Patenjäger-Verband rechnen mit einem erhöhten Fallwildanteil.
Sie rufen die Bevölkerung dazu auf, die Ruhe in den Lebensräumen der
Tiere zu beachten.
In den Alpen liegt gegenwärtig vor allem in Südbünden, im
Oberengadin und im Rheinwald überdurchschnittlich viel Schnee. Die
monatelangen tiefen Temperaturen verschärfen die Situation zusätzlich.
Vermehrt gelangen dabei geschwächte Wildtiere wie Rehe, Hirsche und
Gämsen in die Nähe der Siedlungen. Je nach Verlauf des Winters in den
nächsten Wochen ist in den erwähnten Gebieten mit einem erhöhten
Fallwildanteil zu rechnen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach einer Fütterung
des Wildes. Die Fütterung bringt meist nicht den erwünschten Erfolg, da
Wildtiere über natürliche Energiesparmechanismen verfügen. Energie
gespart wird durch eine massive Reduktion des Stoffwechsels, einer
Absenkung der peripheren Körpertemperatur, sowie durch geringere
Aktivität im ungestörten Wintereinstand. Die Konzentration des Wildes um
die Futterstellen und die Störung durch Unbefugte stehen im Widerspruch
zu den erwähnten Sparmechanismen.
Dezentrale Fütterung mit artgerechter Nahrung
Höhere Fallwildzahlen in extremen Wintern sind kaum zu umgehen. Die
Fütterung der Wildtiere oder gar der Einfang geschwächter Tiere in
Siedlungsnähe ist eigentlich als Symptombekämpfung zu betrachten. Solche
Aktionen werden jedoch von der Bevölkerung erwartet und machen nur aus
ethischer Sicht Sinn. Eine dezentrale Fütterung, respektive
Bereitstellung von natürlicher Nahrung, kann die Situation nur teilweise
entschärfen. Die Wildhut hat im Februar in unbürokratischer Weise dank
einer guten Zusammenarbeit mit dem Forstdienst und den Jägern, durch das
Fällen von Bäumen und Sträuchern ein dezentrales Angebot natürlicher
Äsung geschaffen. Notfütterungen sind in jedem Fall in Absprache
zwischen den Organisationen der Jäger, des Forstes und der Wildhut zu
koordinieren. Einzelne vor allem im Talboden im metertiefen Schnee fest
sitzende und damit blockierte Tiere, wurden in teilweise spektakulären
Aktionen eingefangen und in von ortsansässigen Bauern grosszügig zur
Verfügung gestellte Ställe gebracht. Hier müssen diese mit viel
Arbeitsaufwand bis zum Frühling mit artgerechter Nahrung wie Zweige und
Wildheu durchgefüttert werden.
Wildruhezonen beachten
Das Wichtigste ist jedoch die unbedingte Ruhe in den Lebensräumen
der Tiere, weil diese dadurch Energie sparen und ihre Fettreserven so am
längsten halten können. Die immer häufigeren Beunruhigungen durch
Wintersportler, Hornsucher und streunende Hunde bedeuten für das Wild
eine tödliche Gefahr. Von zentraler Bedeutung für die Verhinderung von
Wintersterben ist auch eine Bejagung der Wildbestände, welche diese an
die Lebensräume anpasst.
Das Amt für Jagd und Fischerei, das Amt für Wald und der Bündner
Kantonale Patenjäger-Verband rufen dazu auf, das Wild in dieser schweren
Zeit nicht zu stören und dies auch den nicht ortskundigen
Wintersportlern vor Ort mitzuteilen. Die Bevölkerung und vor allem die
Wintersportler sind aufgerufen, Einstandsgebiete der Wildtiere möglichst
weiträumig zu umgehen beziehungsweise nicht zu betreten. Vor Antritt zu
Ski- und Schneeschuhwanderungen ist die Karte der Ruhezonen im Internet
www.wildruhe.gr.ch zu
studieren, beziehungsweise ortskundige Wildhüter oder Funktionäre um Rat
anzugehen. Waldgebiete und apere Stellen ausserhalb des Waldes sollen in
jedem Fall gemieden und weiträumig umgangen werden. Hundehalter müssen
ihre Vierbeiner unbedingt an die Leine nehmen, da jetzt Wildtiere auch
Spazierwege und Strassen als Wildwechsel benützen. Jede Flucht des
Wildes kann in dieser Notzeit für die geschwächten Tiere den Tod
bedeuten.
Hinweis an die Medien:
Eine Bildserie zum Thema kann bei der Bildagentur Keystone
bezogen werden.
Auskunftspersonen:
- Dr. Georg Brosi, Vorsteher Amt für Jagd und Fischerei
Graubünden, Tel. 081 257 38 91
- Reto Hefti, Kantonsförster, Vorsteher Amt für Wald
Graubünden, Tel. 081 257 38 51
- Beat Angerer, Präsident des Bündner Kantonalen
Patentjägerverbandes BKPJV, Tel. 081 413 37 45, 079 406 75 34
Gremium: Amt für Jagd und Fischerei
Quelle: dt Amt für Jagd und Fischerei