Um die Wirtschaftslage laufend zu analysieren, hat der Kanton
Graubünden anfangs Jahr ein Konjunkturmonitoring eingerichtet. Dieses
erfolgt unter Federführung des Departements für Volkswirtschaft und
Soziales in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsverbänden. Dadurch sollen
gezielte und sachgerechte Massnahmen zu Stabilisierung der Bündner
Wirtschaft ermöglicht werden.
Verbesserte Analyse der Wirtschaftslage - Der
Konjunkturmonitor für Graubünden
Zusätzlich zu bereits bestehenden regelmässigen Analysen informiert
das Departement für Volkswirtschaft und Soziales seit anfangs Jahr die
Regierung mittels eines neu geschaffenen Konjunkturmonitorings
periodisch über die aktuellen Wirtschaftstendenzen in Graubünden.
Kernpunkt dieses Monitorings bilden standardisierte
Unternehmensbefragungen in Graubünden, die durch das
Konjunkturforschungsinstitut KOF der ETH Zürich durchgeführt werden.
Diese Methodenwahl garantiert die Vergleichbarkeit zum Geschehen in
der Schweiz und anderen Kantonen. Zusätzlich zur Bereitstellung weiterer
Konjunkturindikatoren ermöglicht das Konjunkturmonitoring der Regierung
durch den permanenten Kontakt zu den Wirtschaftsverbänden Graubündens
eine jederzeit sachgerechte Beurteilung der Lage. Damit können
rechtzeitig die geeigneten Massnahmen eingeleitet werden.
Die gegenwärtigen Auswertungen des Konjunkturmonitorings zeigen nach
wie vor deutliche Unterschiede zwischen den Branchen auf; die
Exportindustrie leidet immer noch unter einem sehr schlechten
Geschäftsgang, die nähere Zukunft wird skeptisch beurteilt. Die
Indikatoren verlaufen hier weitgehend parallel zur übrigen Schweiz. Der
Staat kann aber ausser mit dem Instrument der Kurzarbeit diesen
international ausgerichteten Unternehmen nicht direkt helfen.
Demgegenüber zeigt sich das Baugewerbe in robuster Verfassung.
Zeitlich verzögert sind auch hier Rückgänge aber nicht auszuschliessen.
Im Gegensatz zur Exportindustrie kann die Regierung durch Vorziehen von
gewissen Aufträgen das Baugewerbe direkt unterstützen, generiert die
öffentliche Hand in Graubünden doch etwa die Hälfte des Bauvolumens.
Der Tourismus musste in der abgelaufenen Wintersaison teilweise
grössere Frequenzrückgänge verzeichnen. Da die Aussichten auch für den
Sommer nicht besser sind, muss durch zusätzliche Marketingaktivitäten
und attraktive Angebote versucht werden, die Folgen der Krise zu
mildern. Unter der schlechteren Konsumentenstimmung leidet auch der
Bündner Detailhandel - die Stimmungslage der befragten Detaillisten hat
sich im ersten Quartal 2009 deutlich abgekühlt. Insgesamt muss für das
laufende Jahr folglich auch in Graubünden mit einem Rückgang des
Bruttoinlandprodukts um mindestens 2 bis 3 Prozent und einer weiteren
Anspannung der Situation auf dem Arbeitsmarkt gerechnet werden. Bis Ende
April ist die kantonale Arbeitslosenquote auf 2.1% angestiegen, über
2'000 Arbeitnehmende sind gegenwärtig von Kurzarbeit betroffen.
Bereits eingeleitete Stabilisierungsmassnahmen
Als Folge all dieser Erkenntnisse hat der Kanton Graubünden in einer
ersten Phase und in Koordination mit den Programmen des Bundes bereits
erste Stabilisierungsmassnahmen in die Wege geleitet. So wurden im März
die Beiträge für energietechnische Gebäudesanierungen erhöht. Mit dieser
Erhöhung des Kantonsanteils um 0.7 Millionen Franken können zusätzliche
Bundesbeiträge von 2,8 Millionen Franken ausgelöst und damit die
Förderbeiträge für energietechnische Gebäudesanierungen auf insgesamt 7
Millionen Franken verdoppelt werden.
Ebenso hat die Regierung als Stabilisierungsmassnahmen für die
Bündner Wirtschaft Nachtragskredite für die Infrastruktur der Rhätischen
Bahn (3.3 Mio. Fr.; 15% Äquivalenzleistungen zu den Bundesmassnahmen von
22 Mio Fr.), für eine intensivere Marketing- und Produkteentwicklung im
Tourismus (0.7 Mio. Fr.; Anteil Bund mehr als 4 Mio. Fr.), sowie für die
vorzeitige Realisierung von Meliorationsprojekten in der Landwirtschaft
(1.3 Mio. Fr.; zusätzliche Gesamtinvestitionen 3.65 Mio. Fr.)
verabschiedet. Im Bereich der Programmvereinbarung Natur- und
Landschaftsschutz werden auch verschiedene Auen- und
Moorrevitalisierungsprojekte beschleunigt ausgeführt. Im Jahr 2010
sollen für den Langsamverkehr im Prättigau zusätzliche Mittel
bereitgestellt werden. Schliesslich will der Kanton an den geplanten
Wärmeverbund der GEVAG, IBC und des Kantonsspitals in Chur 3.7 Millionen
Franken beitragen. Dies würde Gesamtinvestitionen (Bund, Stadt und
Dritte) von 26.8 Millionen Franken auslösen. Dieser Kantonsbeitrag muss
noch mit einer separaten Botschaft an den Grossen Rat beantragt werden.
NRP-Darlehen des Bundes
Eine Rolle für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung spielt
auch die Neue Regionalpolitik (NRP) des Bundes. So hat der Bund im
Rahmen seiner Stabilisierungsmassnahmen auch eine Einlage von 100
Millionen Franken in den Fonds für Regionalpolitik beschlossen. Die
Kantone, welche bei der Umsetzung der NRP eine zentrale Rolle einnehmen,
können dem Bund bis Mitte Mai 2009 (Ausführung 2009) und bis Mitte
Oktober 2009 (Ausführung 2010) Projekte melden, welche dann vom Bund
geprüft und mit zinsvergünstigten, rückzahlbaren Darlehen unterstützt
werden. Gefördert werden können Entwicklungsinfrastrukturen, jedoch
keine reinen Basisinfrastrukturen.
Nach interner Vorselektion verbleiben momentan 42 Projekte in
Graubünden (für die Jahre 2009 und 2010), welche derzeit einer genaueren
Überprüfung unterzogen werden und in reduzierter Form dem Bund
eingereicht werden sollen. Darunter befinden sich einige
Bergbahnprojekte und diverse touristische Infrastrukturen sowie
Bauvorhaben im Umfeld von Bündner Internatsschulen.
Der Kanton ist bei NRP-Darlehen verpflichtet, eine
Äquivalenzleistung in Form eines à fonds perdu-Beitrages zu leisten.
Diese Beiträge können über das ordentliche Kantonsbudget finanziert
werden.
Aussichten und Erwartungen
Graubünden reagierte in der Vergangenheit jeweils mit Verzögerung
auf wirtschaftliche Abkühlungen. Es muss folglich bis ins Jahr 2010 mit
einer schwachen Konjunktur und steigenden Arbeitslosenzahlen gerechnet
werden. Die Handlungsmöglichkeiten der kantonalen Behörden sind vor
diesem Hintergrund beschränkt, die Wirkung der einzuleitenden Massnahmen
ist nicht abschliessend quantifizierbar. Die Regierung wird die
Situation in Kooperation mit dem Bund und Wirtschaftsvertretern
weiterhin aktiv beobachten. Dabei ist eine Koordination der
entsprechenden Aktivitäten und Massnahmen von zentraler Bedeutung.
Die Priorisierung langfristig angelegter Projekte zur Stärkung des
Wirtschafts- und Wohnstandorts Graubünden (Bündner NFA,
Tourismusstrukturreform, Gebietsstrukturreformen in den Regionen u.ä.)
ist auch in der Krise angezeigt. Gemeinsam mit einem gesunden
Finanzhaushalt bilden diese Projekte den Nährboden für eine langfristig
prosperierende Zukunft des Kantons durch eine wachstumsorientierte
Wirtschaftspolitik.
Auskunftspersonen
- Regierungspräsident Hansjörg Trachsel, Vorsteher Departement für
Volkswirtschaft und Soziales, Tel. 081 257 23 15
- Eugen Arpagaus, Amtsleiter, Amt für Wirtschaft und Tourismus, Tel.
081 257 23 77
Gremium: Departement für Volkswirtschaft und Soziales
Quelle: dt Departement für Volkswirtschaft und Soziales