Ein bedeutender Bündner ist von uns gegangen
Am Samstag, 7. Juli 2012, ist in Chur alt Bundesrat Leon Schlumpf gestorben. Sein Tod hat bei der Regierung, den Behörden von Bund und Kanton Graubünden und bei der Bevölkerung zu tiefer Betroffenheit geführt. Die Regierung spricht der Familie des Verstorbenen ihr aufrichtiges Beileid aus. Seine Verankerung im Volk, der Respekt vor seinen Leistungen als Mitglied der Landesregierung und der Kantonsregierung sowie seine tiefe Menschlichkeit sorgen für ein ehrendes Andenken an Leon Schlumpf. Diese Gewissheit kann für seine Familie und alle, die um ihn trauern, Trost in den schweren Stunden des Abschieds bedeuten.
Leon Schlumpf war ein aussergewöhnlicher Mensch und Politiker. Aussergewöhnlich zunächst in der Vielfalt seiner Interessen und Fähigkeiten. Sicher war die Politik seine grosse Leidenschaft. Neben den politischen Tätigkeiten fand er aber immer wieder Zeit, sich kulturellen Aktivitäten wie der Volksmusik zu widmen, sportliche Anlässe persönlich zu besuchen sowie ganz einfach den Kontakt mit der Bevölkerung zu pflegen. Wer mit ihm beruflich zu tun hatte oder sonst ein Gespräch führte, war fasziniert von seiner engagierten Art, seinem Humor und seiner Schlagfertigkeit. Er vermochte Menschen in seinen Bann zu ziehen.
In jeder Hinsicht aussergewöhnlich war aber auch seine politische Karriere. Gerade der Umstand, dass Leon Schlumpf im Kanton Graubünden Ämter auf allen politischen Stufen mit Erfolg ausübte, hat seine spätere Laufbahn auf Bundesebene stark geprägt. Insbesondere als Mitglied der Bündner Regierung verinnerlichte sich Leon Schlumpf zahlreiche Erkenntnisse und Abläufe, die für ein erfolgreiches Politisieren auf Bundesebene ausschlaggebend waren. Die wichtige Stellung der Kantone im Bundesstaat, die Notwendigkeit, heftig für die Anliegen dieser Kantone und speziell des Heimatkantons einzutreten, aber auch die Erkenntnis, dass ohne Allianzen und gegenseitige Rücksichtnahme nichts zu gewinnen ist, waren für die Politik von Leon Schlumpf bezeichnend. Er hat es meisterhaft verstanden, als Bündner Regierungsrat und später als National- und Ständerat des Kantons Graubünden gleichlautende Interessen zu bündeln und Konflikten bei gegensätzlichen Interessen die Schärfe zu nehmen.
Als Landesvater, der sich stark für die Anliegen der gesamten Schweizer Bevölkerung eingesetzt hat, wird Bundesrat Leon Schlumpf in die Geschichte eingehen. Beeindruckend war vor allem, dass er sich nicht vollständig von den Geschäften der Tagespolitik vereinnahmen liess. Er hat in kompetenter und überzeugender Art Gesamtkonzeptionen im Verkehrs-, Energie und Medienbereich entwickelt, die heute noch tragende Säulen der schweizerischen Politik sind. Beharrlichkeit, Prinzipientreue und das notwendige Geschick, Parlament und Volk von nachhaltigen Lösungen zu überzeugen, haben dazu verholfen. Leon Schlumpf wusste immer, dass nicht Sachkompetenz und seriöse Grundlagenarbeit allein zu politischen Erfolgen führen. Ebenso wichtig sind ein funktionierendes Netzwerk, zahlreiche Gespräche und persönliche Kontakte mit Parlamentarierinnen und Parlamentariern, mit Vertreterinnen und Vertretern der Kantone, der Verbände und von anderen Interessengruppierungen. Letztlich entscheidend war aber, dass auch komplexe Vorlagen, die abschliessend vom Volk beurteilt wurden, verständlich und überzeugend vertreten werden konnten. Darin lag ein Schlüssel der erfolgreichen politischen Arbeit von Leon Schlumpf als Bundesrat.
Die Regierung hat die regelmässigen Kontakte mit Leon Schlumpf auch nach dem Ausscheiden aus dem Bundesrat und dem Rückzug aus der Politik sehr geschätzt. Er war und blieb ein sachkundiger und vor allem auch menschlich liebenswürdiger Gesprächspartner. Über Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf und Direktkontakte mit ihm und Familienmitgliedern blieb die Regierung Leon Schlumpf und seinen nächsten Angehörigen zeitlebens verbunden. Der Familie gilt denn auch in dieser schweren Zeit die ganze Anteilnahme der Regierung. Leon Schlumpf wird in unseren Herzen weiter leben.
Auskunftsperson:
Regierungspräsidentin Barbara Janom Steiner, Vorsteherin des Departementes für Finanzen und Gemeinden, Tel. 081 257 32 01
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden