Mit Radar und Infrarot versuchen Forscher am Pizzo Cengalo im Bergell mehr über die Ursachen von Fels- und Bergstürzen in Permafrostgebieten zu erfahren. Das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer unter Bündner Leitung soll helfen, Felsinstabilitäten im Alpenraum zu erkennen und besser zu überwachen.
In den vergangenen Jahren wurden in hochalpinen Regionen vermehrt Fels- und Bergstürze verzeichnet, die aus Permafrostgebieten ausgebrochen sind. Derartige Ereignisse können direkt oder indirekt grosse Schäden an Siedlungen, Verkehrsträgern und sonstigen Infrastrukturen verursachen und führen im Tourismusbereich immer wieder zu erheblichen Einschränkungen.
Eines der prominentesten Beispiele dafür dürfte der Bergsturz am Pizzo Cengalo (Bergell) vom 30. Dezember 2011 gewesen sein. Als direkte Folge des Ereignisses mussten beliebte Bergwanderwege gesperrt werden und bekannte Kletterrouten können nicht mehr geklettert werden. Starke Niederschläge führten dann im Sommer 2012 zu mehreren Murgängen aus den Ablagerungen des Bergsturzes, die zum Teil bis nach Bondo gelangten und grosse Schäden verursachten.
Das Projekt "Einfluss von Permafrost auf Berg- und Felsstürze" der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) setzte sich zum Ziel, die Auslösemechanismen von Fels- und Bergstürzen im Permafrost besser zu verstehen und aus den Erkenntnissen unter anderem einen Katalog abzuleiten, unter welchen Voraussetzungen und Situationen vermehrt mit derartigen Ereignissen zu rechnen ist. Das Projekt wurde 2012 gestartet und soll bis 2015 abgeschlossen werden. Am Projekt beteiligt sind das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden, die Gemeinde Bregaglia, die Expertenbüros Bonanomi AG und Terrarsense, das WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, die ETH Zürich und das Amt für Geologie in Bozen.
Diesen Sommer werden am Pizzo Cengalo mit einem Radar Bewegungen in der Felswand gemessen. Der Radar kann dabei Bewegungen im Millimeterbereich feststellen. Parallel dazu werden Infrarotaufnahmen gemacht, deren Auswertung Rückschlüsse auf die Felstemperaturen zulassen. Mit den Messungen erhofft man sich neue Erkenntnisse zu temperaturgesteuerten Bewegungen grosser Felswände zu erhalten. Die Messungen werden anschliessend ausgewertet und an einem Workshop mit Experten aus allen Mitgliedsländern der Arge Alp im Frühling 2014 diskutiert.
Die Arge Alp im Überblick
Anliegen der Arge Alp ist es, das Bewusstsein um die Verantwortung für den alpinen Lebensraum zu vertiefen und zum Wohle der Einwohner nachhaltig zu entwickeln. Der 1972 in Tirol gegründeten Arbeitsgemeinschaft gehören zehn Länder/Regionen/Kantone in vier Staaten an. Mitglieder sind die Kantone Graubünden, St. Gallen und Tessin, die österreichischen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg, der Freistaat Bayern sowie die italienischen Regionen Südtirol, Trient und Lombardei. Der Vorsitzende der Arge Alp wird jeweils für ein Jahr von einem Mitgliedsland gestellt. Derzeit ist es Trentino. Weitere Informationen unter:
www.argealp.org.
Hinweis:
Zu diesem Thema ist unter
www.gr.ch ein Video aufgeschaltet.
Auskunftsperson:
Andreas Huwiler, Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden, Tel. 0041 81 257 38 67, Mobiltelefon 0041 79 270 91 49, E-Mail
Andreas.Huwiler@awn.gr.ch
Gremium: Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden
Quelle: dt Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden