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Immer wieder werden einzelne Steinadler mit Symptomen gefunden, die auf eine Bleivergiftung hinweisen. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach und das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden haben in einer umfangreichen Studie Steinadler, Bartgeier und Uhus auf Bleirückstände untersucht. Weil die Resultate auf Jagdmunition als Bleiquelle hindeuten, unternehmen verschiedene Jagdbehörden Schritte, um die grossen Greifvögel künftig vor Bleivergiftungen besser zu schützen.

In den letzten zehn Jahren wurde bei einzelnen tot oder krank aufgefundenen Steinadlern aus den Alpen eine Bleivergiftung diagnostiziert. In einer umfangreichen Studie liessen deshalb das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden und die Schweizerische Vogelwarte Sempach Greifvögel an den Instituten für Rechtsmedizin sowie Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universität Zürich auf Bleibelastung untersuchen. Von 41 Steinadlern und 20 Uhus wiesen drei Steinadler sehr hohe Bleiwerte im Blut, in den Nieren oder in der Leber auf, was auf akute Vergiftungen schliessen lässt. Aber auch die Knochen fast aller Steinadler wiesen sehr hohe Bleiwerte auf, höher als dies in ausländischen Studien festgestellt wurde.

Woher stammt das Blei?
Wie gelangt das hochgiftige Schwermetall Blei in die alpine Umwelt? Zur Klärung dieser Frage wurden die aasfressenden Steinadler mit Uhus verglichen, die kein Aas verzehren. Die Uhus wiesen zehnmal tiefere Bleiwerte in den Knochen auf, ähnlich wie bei Steinböcken und Murmeltieren, der Nahrung der Steinadler.
Die akut vergifteten Steinadler und einzelne sehr hohe Bleiwerte in den Knochen sind vermutlich auf aufgenommene Jagdmunition zurückzuführen. Ähnliche Forschungsergebnisse beim Kalifornischen Kondor und beim Seeadler erhärten dies. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass sich im alpinen Raum auch Blei aus natürlichen Quellen in der Nahrungskette anreichert und in den Knochen der Tiere abgelagert wird. Ob dies tatsächlich der Fall ist und welche Auswirkungen die hohen Bleiwerte auf die Vitalität der grossen Greifvögel haben, wird weiter untersucht.

Umstellung auf bleifreie Munition eingeleitet
Um künftigen Vergiftungsfällen vorzubeugen, haben das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden und weitere Jagdverwaltungen verschiedene Massnahmen eingeleitet. Die Wildhüter verwenden bei ihren Hegeabschüssen von Tieren neu nur noch bleifreie Munition. Die Jägerschaft wird angehalten, die von der Kugel- oder Schrotmunition getroffenen Teile des sogenannten Aufbruchs zu vergraben, damit diese Reste für Steinadler und Bartgeier nicht mehr zugänglich sind. Ebenso verbessert werden muss der Umgang mit kontaminierten Jagdabfällen. Es bleibt zu hoffen, dass es der Munitionsindustrie gelingt, für alle Kaliber bleifreie Munition herzustellen, die den heute weitgehend verwendeten Bleigeschossen qualitativ ebenbürtig ist. Dann nämlich könnte der ganze Jagdbetrieb auf bleifreie Munition umgestellt werden. 


Bildbeilage:

Steinadler können sich vergiften, wenn sie Fleisch oder Eingeweide mit Resten von bleihaltiger Kugel- oder Schrotmunition aufnehmen. Für einzelne Vögel kann eine Bleivergiftung auch das Todesurteil sein (© Marcel Burkhardt).
(Verwendung des Fotos nur für diese Medienmitteilung und mit Quellenangabe.)


Auskunftspersonen:
- Hannes Jenny, Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, Tel. 081 257 38 93, E-Mail hannes.jenny@ajf.gr.ch
- Matthias Kestenholz, Schweizerische Vogelwarte, Sempach, Tel. 041 462 97 45, E-Mail matthias.kestenholz@vogelwarte.ch


Gremium: Amt für Jagd und Fischerei Graubünden / Schweizerische Vogelwarte
Quelle: dt Amt für Jagd und Fischerei Graubünden / Schweizerische Vogelwarte
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