Die Bündner Regierung hat kürzlich die von den Gemeinden Poschiavo, Brusio und Pontresina der Repower AG erteilten Konzessionen für den Weiterbetrieb und den Ausbau der Wasserkraftanlagen im Puschlav genehmigt.
Das Projekt "Lagobianco"
Herzstück des Projekts "Lagobianco" bildet der Bau eines Pumpspeicherwerks zwischen dem Lago di Poschiavo und dem Lago Bianco. Mit dem neuen Pumpspeicherwerk können rund 1500 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr bedarfsgerecht bereitgestellt werden. Die heutigen Kraftwerksstufen Cavaglia und Robbia sowie Campocologno werden auch nach dem Ausbau weiterbetrieben. Das bestehende Kraftwerk Palü wird dagegen ausser Betrieb genommen. Die aufgrund der erhöhten Rest- bzw. Dotierwassermengen entstehenden Minderproduktionen können durch das grössere Gefälle bei der Stufe Lago Bianco – Camp Martin weitestgehend kompensiert werden. Die heutige Produktion aus der Nutzung der natürlichen Wasserkraft (320 GWh) wird so praktisch unverändert bleiben.
Ökologische Aspekte umfassend berücksichtigt
Das Konzessionsprojekt "Lagobianco" wurde von der Repower AG in einem langjährigen Prozess sorgfältig erarbeitet. Dabei wurde ein partizipativer Ansatz gewählt, indem die Projektentwicklung durch die Konzessionsgemeinden, die Umweltschutzorganisationen und die betroffenen Fachstellen von Bund und Kanton eng begleitet wurde. Dadurch konnte erreicht werden, dass das Konzessionsprojekt bei den gewässer- und umweltrechtlichen Aspekten einen hohen Standard aufweist.
Dort, wo Eingriffe in die Natur nicht vermieden werden können, hat die Repower AG umfangreiche Schutz-, Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen vorzunehmen. Dies gilt insbesondere für die als Ersatzmassnahmen umzusetzenden Revitalisierungsmassnahmen entlang des Poschiavino. Um eine Koordination dieser Massnahmen mit weiteren Revitalisierungs- und Hochwasserschutzmassnahmen sicherzustellen, wurde durch den Kanton, die Gemeinde Poschiavo und die Repower AG gemeinsam das "Gewässerentwicklungskonzept Valposchiavo" (GEK) entwickelt. Das Konzessionsprojekt sieht die Umsetzung verschiedener Massnahmen aus dem GEK vor.
Für die Revitalisierungsmassnahmen werden Landflächen entlang des Poschiavino benötigt. Es konnte ein breiter Konsens gefunden werden, wonach der Landerwerb über eine Landumlegung erfolgen soll. Die Repower AG hat zusammen mit der Gemeinde Poschiavo und der Associazione Agricola Poschiavo (AAP) ein entsprechendes Gesuch um Anordnung einer Landumlegung eingereicht. Diesem Gesuch hat die Regierung im Rahmen der Konzessionsgenehmigung entsprochen. Die Gemeinde Poschiavo wird bei der Durchführung der Landumlegung einen "solidarischen Ansatz" verfolgen. Damit soll sichergestellt werden, dass zwischen den betroffenen Landwirten ein Ausgleich bei der Zuteilung von Landflächen erreicht wird und auch künftig im Puschlav eine sinnvolle landwirtschaftliche Bewirtschaftung möglich bleibt.
Energiepolitische und volkswirtschaftliche Bedeutung
Der Ausbau der Kraftwerkanlagen im Puschlav stimmt vollumfänglich mit den energiepolitischen Zielen von Bund und Kanton überein. Durch den starken Zubau bei den neuen erneuerbaren Stromproduktionsarten (Photovoltaik, Windenergie) mit unregelmässigem Produktionsanfall und mit dem gleichzeitig angestrebten Ausstieg aus der Kernkraft steigt der Bedarf an Regelenergie. Gefragt sind deshalb insbesondere Speichermöglichkeiten, nämlich Anlagen mit "Batteriefunktion". Das Projekt "Lagobianco" ist in der Lage, dafür einen wesentlichen energiewirtschaftlichen Beitrag zu leisten.
Mit dem Projekt "Lagobianco" kann die Repower AG ihren Produktionspark technologisch auf die Pumpspeichertechnologie erweitern, was zu einer Stärkung der Unternehmung beiträgt. Dies gereicht auch zum Vorteil des Kantons Graubünden, da die Repower AG energiewirtschaftlich, energiepolitisch und volkswirtschaftlich von hoher Bedeutung ist. Sowohl die Konzessionsgemeinden als auch der Kanton profitieren überdies von erheblichen finanziellen Leistungen. So fallen nach der Inbetriebnahme der ausgebauten Anlagen für das Gemeinwesen einmalige Abgaben von rund zwölf Millionen Franken und jährlich wiederkehrende Einnahmen in der Höhe von sechs bis sieben Millionen Franken an.
Nächster Schritt: Detailprojektierung
Mit der Konzessionsgenehmigung und der Erteilung weiterer Bewilligungen hat das Projekt "Lagobianco" ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Der Konzessionsgenehmigung hat nun ein Verfahren für die Detailprojektierung zu folgen. Damit bleibt für die Repower AG im Wesentlichen noch das Bauprojekt zur Erwirkung der Projektgenehmigung zu erarbeiten und die zweite Stufe der Umweltverträglichkeitsprüfung abzuschliessen, bevor sie über den Baubeschluss befinden kann.
Auskunftsperson:
Regierungspräsident Dr. Mario Cavigelli, Vorsteher Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden, Tel. 081 257 36 01, E-Mail
Mario.Cavigelli@bvfd.gr.ch
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden