Die Malojastrasse zwischen Sils und Plaun da Lej muss aus Sicherheitsgründen regelmässig über eine kürzere oder längere Zeitspanne für den Verkehr gesperrt werden. Im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte waren es jährlich rund 50 Stunden. Eine Tunnellösung soll das Problem nun nachhaltig lösen. Die Vernehmlassung zum Projekt ist gestartet.
Bereits im Jahr 2009 erfolgte der Start eines langen Evaluations- und Projektierungsprozesses. Ein in den Jahren 2014 und 2015 ausgearbeitetes Generelles Projekt wurde letztlich aber verworfen, weil die im Rahmen der durchgeführten Vernehmlassung eingegangenen Stellungnahmen zum Generellen Projekt offenbarten, dass das Vorhaben aus Sicht des Natur- und Heimatschutzes nicht genehmigungsfähig war. Beanstandet wurde insbesondere eine schwerwiegende Beeinträchtigung der Oberengadiner Seelandschaft und der Berninagruppe.
Tunnellösung in der Vernehmlassung
Nach einer weiteren Evaluationsphase beauftragte die Regierung das Tiefbauamt mit der Ausarbeitung eines Generellen Projektes für eine bergmännische Tunnellösung. Das unterdessen vorliegende Projekt wird der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK), der Natur- und Heimatschutzkommission Graubünden (NHK), dem Bundesamt für Umwelt, den Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Gemeinden und Regionen, den Wirtschafts- und Tourismusorganisationen sowie den Umweltschutzorganisationen, den kantonalen Fachstellen und den Oberengadiner sowie Bergeller Grossrätinnen und Grossräten zur Stellungnahme unterbreitet. Die Vernehmlassung dauert bis Ende Juni 2021.
Das Projekt sieht einen circa 2,2 Kilometer langen Tunnel vor. Der Tunnel beginnt im Osten 170 Meter nach dem Kreisel Sils Föglias Richtung Maloja. Parallel zum Tunnel wird ein Sicherheitsstollen erstellt, welcher durch sieben Querverbindungen mit dem Strassentunnel verbunden wird. Das bestehende Hauptstrassentrassee zwischen dem Kreisel Sils Föglias und dem Anschluss Sils Baselgia wird teilweise rückgebaut und dient weiter als Erschliessung von Sils Baselgia. Der bestehende Hauptstrassenabschnitt zwischen dem Anschluss Sils Baselgia und dem neuen Tunnelportal im Westen wird auf einen im Gegenverkehr befahrbaren Radweg zurückgebaut. Das Projekt ist mit Kosten von rund 230 Millionen Franken veranschlagt.
Nach Abschluss der Vernehmlassung werden die Stellungnahmen ausgewertet. Sollten diese überwiegend positiv ausfallen, wird in einem nächsten Schritt das Auflageprojekt mit einem Umweltverträglichkeitsbericht erarbeitet.
Kurzfristige Massnahmen
Da es bis zur Inbetriebnahme eines möglichen Umfahrungstunnels noch mehrere Jahre dauern wird, hat das Tiefbauamt das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF beauftragt, basierend auf den neusten Kenntnissen der künstlichen Lawinenauslösung ein Massnahmenkonzept für die Lawinenzüge 1 bis 14 zu erstellen. Das Konzept sieht vor, dass spätestens im kommenden Jahr sechs weitere Lawinensprengmasten installiert werden. Voraussetzung dafür ist die Erteilung der erforderlichen Projektgenehmigung. Im Weiteren wird ein neues Warnsystem in Form eines Lawinenradars installiert, welches der automatischen Erkennung von Lawinen dient, und zwar unabhängig von den herrschenden Sichtbedingungen. Diese Massnahmen sollen vor allem die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden erhöhen.
Planbeilage:
Übersichtsplan der betroffenen Strecke inklusive der geplanten Massnahmen.
Auskunftspersonen:
- Regierungspräsident Dr. Mario Cavigelli, Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität, Tel. +41 81 257 36 01, E‑Mail Mario.Cavigelli@diem.gr.ch
- Reto Knuchel, Kantonsingenieur, Tiefbauamt, Tel. +41 81 257 37 01, E‑Mail Reto.Knuchel@tba.gr.ch
- Roger Stäubli, Chef Strassenbau, Tiefbauamt, Tel. +41 81 257 38 42, E‑Mail Roger.Staeubli@tba.gr.ch
Gremium: Tiefbauamt
Quelle: dt Standeskanzlei