Der Tourismusrat Graubünden als beratendes Gremium der Regierung will der Bündner Tourismuswirtschaft weitere Impulse verleihen. Eine Fachdiskussion mit Bündner Branchenverbänden und Bildungsinstitutionen zum Thema «Brain-Drain» und «TourTech» hat erneut aufgezeigt, wie gross und akut die Herausforderungen im Tourismus hinsichtlich Fachkräftemangel sind. Nun sollen gemeinsam Massnahmen evaluiert und konkretisiert werden.
Seit Ende 2020 befasst sich der Tourismusrat Graubünden mit dem Thema der Abwanderung von qualifizierten und gut ausgebildeten Arbeitskräften in der Bündner Tourismuswirtschaft («Brain‑Drain») und damit verbunden der notwendigen Technologisierung des Tourismussektors («TourTech»). Mit der nicht zuletzt durch die Digitalisierung getriebenen Urbanisierung der letzten Jahre hat sich der Brain‑Drain aus stark touristisch geprägten Regionen verstärkt. Gleichzeitig hat die Bedeutung von Digitalisierungskompetenzen und Lösungen für die Wettbewerbsfähigkeit von touristischen Leistungen zugenommen. Der Brain‑Drain aus dem Tourismus dürfte sich in der Post‑COVID‑Zeit ebenso wie die Digitalisierung verstärken.
Aktuellen Herausforderungen proaktiv begegnen
Die Universität St. Gallen (IMP‑HSG) und die Universität Bern (CRED‑T) haben zwei komplementäre Grundlagenstudien zum Thema «Brain‑Drain» und «TourTech» erarbeitet. Der zunehmende Fachkräftemangel und das steigende Ausbildungsniveau, eine hohe Fluktuation bei Abgängerinnen und Abgängern von touristischen Ausbildungen sowie eine geringe Verankerung der Aus- und Weiterbildung in Unternehmen sind aktuelle Herausforderungen, welchen mit geeigneten Massnahmen entgegengewirkt werden soll. Eine breite Basis an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Tourismusbranche ist vorhanden. Auch im Bereich der «Tourismustechnologie» gibt es Entwicklungspotenzial. Es braucht aber im Wettbewerb mit anderen Standorten, die bereits aktiv in das Thema investieren, zusätzliche Anstrengungen.
Fachdiskussion offenbart grosse Herausforderungen
Auf Einladung des Tourismusrats Graubünden haben Bündner Branchenverbände und Bildungsinstitutionen die Resultate der beiden Studien diskutiert und mögliche Konkretisierungsschritte erörtert. Dabei konnte ein gemeinsames Verständnis zu den Herausforderungen für den Kanton Graubünden und ein Überblick über bestehende Initiativen geschaffen werden. In den nächsten Monaten sollen branchenübergreifende Massnahmen evaluiert werden, die zur Attraktivitätssteigerung des Arbeitsstandorts Graubünden beitragen.
Touristische Trends im Fokus: «FlexLodge» und «Workation»
Weitere Themen, mit denen sich der Tourismusrat Graubünden derzeit beschäftigt, sind semistationäre sowie temporäre Beherbergungsformen. Das Angebot von solchen neuen Beherbergungsformen wird auch in Graubünden ausgebaut und trifft nachfrageseitig auf einen entsprechenden touristischen Trend. Zusammen mit der Fachhochschule Graubünden wird eine Grundlage mit dem Arbeitstitel «FlexLodge» erarbeitet. Diese soll aufzeigen, welche Arten solcher Beherbergungsformen bereits bestehen, welche Herausforderungen damit verbunden sind und wie sich dieser Trend in Zukunft weiterentwickelt. Derzeit läuft eine breit angelegte Befragung bei Anbietern, Gemeinden und Tourismusorganisationen.
Die Auswirkungen der COVID‑19‑Pandemie und die Digitalisierung haben neue und mobile Arbeitsformen gefördert und die Menschen nutzen zunehmend flexible Arbeitsorte. Arbeit (Work) und Urlaub (Vacation) finden im Wechsel statt – beide Pole werden miteinander verbunden. Ländliche Regionen und somit auch Graubünden, können von dieser Entwicklung profitieren. Unter dem Titel «Workation» will der Tourismusrat Graubünden erörtern, welche Massnahmen in Graubünden ergriffen werden müssen, um neue Arbeitsformen zu fördern und das touristische Unternehmertum zu stärken.
Im Frühling 2022 werden die Resultate der beiden Untersuchungen vorliegen.
Tourismusrat Graubünden
Der Tourismusrat Graubünden hat innerhalb des Tourismusprogramms Graubünden 2014–2023 eine beratende Funktion gegenüber der Bündner Regierung und dem Departement für Volkswirtschaft und Soziales. Aufgabe des Tourismusrats ist es, das Gesamtsystem des Bündner Tourismus weiterzuentwickeln und gezielt Impulse zu setzen. Er kann Grundlagen zu tourismus relevanten Themen erarbeiten, kritisch reflektieren und somit die Tourismusbranche in Graubünden inspirieren.
Anträge zur finanziellen Unterstützung von innovativen Vorhaben und Kooperationsprojekten können weiterhin beim Amt für Wirtschaft und Tourismus eingegeben werden. Im Tourismusprogramm Graubünden 2014–2023, das aus Mitteln der Neuen Regionalpolitik des Bundes finanziert wird, sind für die verbleibende Programmdauer noch Fördermittel vorhanden.
Fotobeilage:
Vertreterinnen und Vertreter von Branchenverbänden und Bildungsinstitutionen diskutierten auf Einladung des Tourismusrats Graubünden über Herausforderungen des Fachkräftemangels.
Auskunftsperson:
Prof. Dr. Thomas Bieger, Präsident Tourismusrat Graubünden, Tel. +41 79 681 55 49, E‑Mail
Thomas.Bieger@unisg.ch
zuständig: Geschäftsstelle Tourismusrat Graubünden, c/o Amt für Wirtschaft und Tourismus