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Im Sommer 2023 starten die ersten Lernenden mit der revidierten kaufmännischen Grundbildung «Kauffrau/Kaufmann mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ)». Die grösste Änderung besteht in der Handlungskompetenzorientierung, welche den klassischen Fächerunterricht ablösen wird. Zudem umfasst die Ausbildung nebst der regionalen Landessprache zwei weitere Sprachen. Die Regierung hat diese für die kaufmännischen Berufsfachschulen festgelegt.

Die Ausbildung «Kauffrau/Kaufmann EFZ» gilt schweizweit sowie auch im Kanton Graubünden mit rund 200 jährlich neu abgeschlossenen Lehrverhältnissen als meistgewählte berufliche Grundbildung. Die Tragweite der Reform wurde bereits im Vorfeld deutlich, da verschiedene Motionen im Nationalrat eingereicht worden waren. Diese befassten sich unter anderem mit der Sprachenfrage, da zu Beginn nur eine obligatorische Fremdsprache und zwar eine Landessprache oder Englisch vorgesehen war. Der Unterricht in einer weiteren Fremdsprache wäre als Wahlfach angeboten worden. Schliesslich gelang es, ein Sprachenkonzept zu erarbeiten und zu verabschieden, welches nebst der regionalen Landessprache zwei weitere Sprachen vorsieht: eine zweite Landessprache und Englisch. Durch die Reform werden neu alle Lernenden der beruflichen Grundbildung im Beruf Kauffrau/Kaufmann EFZ mindestens eine zweite Landessprache vertiefen oder bereits gewonnene Sprachkompetenzen festigen. Die Zuständigkeit für die Festlegung der Sprachen wurde an die Kantone delegiert.

Kooperative Erarbeitung des Sprachenkonzepts für Graubünden
Bei der Erarbeitung der Umsetzung des Sprachenkonzepts an den kaufmännischen Berufsfachschulen in Graubünden bezog das zuständige Amt für Berufsbildung folgende Interessengruppen ein: Kaufmännischer Verband Sektion Südostschweiz (KVSO), Kaufmännischer Verband Sektion Oberengadin (KVO), Handelskammer und Arbeitgeberverband Graubünden (HKGR), Pro Grigioni Italiano (Pgi), Lia Rumantscha (LR) sowie sämtliche kaufmännischen Berufsfachschulen im Kanton. Es wurden verschiedene Lösungsvarianten und regional unterschiedliche Umsetzungen diskutiert und geprüft.

Unter Berücksichtigung der Sprachsituation im Kanton sowie unter Einbezug der Rückmeldungen der Interessengruppen legte die Regierung an ihrer Sitzung vom 28. Juni 2022 Englisch als erste Fremdsprache an sämtlichen kaufmännischen Berufsfachschulen in Graubünden fest. Für die zweite Fremdsprache einigte sich die Regierung auf regionalspezifische Regelungen:

  • Berufsfachschule Davos: Italienisch
  • KV Wirtschaftsschule Chur: grundsätzlich Italienisch. Lernenden, welche die Volksschule mit Französisch absolviert haben, wird Französisch angeboten.
  • Kaufmännische Berufsschule Surselva: grundsätzlich Italienisch. Lernende, welche die Volksschule mit Romanisch absolviert haben, können Romanisch auf Niveau Erstsprache wählen. Dies gilt auch für die Berufsmaturität während der Lehre (BM 1).
  • Kaufmännische Berufsschule Oberengadin: grundsätzlich Italienisch. Lernende mit Erstsprache Italienisch absolvieren Italienisch auf Niveau Erstsprache und können bei Bedarf eine Zusatzlektion Stützunterricht Deutsch besuchen. Lernenden, welche die Volksschule mit Romanisch absolviert haben, wird eine Zusatzlektion Romanisch pro Woche angeboten.

Deutsch als Kantonssprache wird weiterhin bei sämtlichen Lernenden gefördert, da Deutsch als regionale Landessprache festgelegt ist. Darüber hinaus wird bei Lernenden mit identischer Erst- sowie zweiter Fremdsprache Unterricht auf einem höheren Zielniveau angeboten (z.B. Italienisch für Italienischsprachige). Dies stärkt die Sprachkompetenzen der Lernenden ebenfalls. Mittels einer Zusatzlektion werden die Italienischsprachigen in deutscher Grammatik und die Romanischsprachigen in Romanisch und in Italienisch gefördert.

Sprachkonzept gewährleistet Arbeitsmarktfähigkeit
Die Förderung der kantonalen Minderheitensprachen, die sprachlichen Besonderheiten und die regionalen Gegebenheiten unterscheiden sich von Region zu Region. Die Umsetzung des Sprachenkonzepts in Graubünden trägt diesem Umstand Rechnung. «In der Berufsfachschule treffen Lernende aus verschiedenen Regionen mit verschiedenen sprachlichen Vorbildungen zusammen. Mit der Niveauerhöhung für Romanischsprachige und Italienischsprachige mit identischer zweiter Fremdsprache werden durch das festgelegte Sprachenkonzept allerdings auch die Kompetenzen in den Minderheitssprachen gefördert. Den Lernenden werden mit der vorliegenden Lösung viele Wege ermöglicht und sowohl die Durchlässigkeit wie auch die Arbeitsmarktfähigkeit bleiben erhalten», äussert sich der zuständige Regierungsrat Jon Domenic Parolini.

Grundsätzlich positive Grundstimmung bei den Interessengruppen
Auch die Interessengruppen äussern sich grundsätzlich positiv zur neuen Regelung. «Romanisch wird im Rahmen der Reform der Kaufleute stärker gefördert – das freut uns. In Ilanz werden mehr Romanischlektionen angeboten und in Samedan gleich viele wie heute», erklärt Diego Deplazes, Generalsekretär der Lia Rumantscha. Franco Milani als Präsident der Pro Grigioni Italiano äusserte sich wie folgt: «Gesamthaft gesehen sind in Graubünden Italienischkenntnisse gefragter als Englischkenntnisse. Deshalb bedauern wir, dass Italienisch nicht als erste Fremdsprache festgelegt wurde. Positiv ist, dass für Italienisch als Zweitsprache mehr Unterrichtslektionen als Englisch vorgesehen sind und dass Italienisch für Italienischsprachige auf Niveau Erstsprache unterrichtet wird.» In Bezug auf die Marktfähigkeit befürwortet auch die Präsidentin des Kaufmännischen Verbands Sektion Südostschweiz, Marlen Lecchino, die festgelegte Umsetzung des Sprachenkonzepts: «In vielen Betrieben gehört Englisch zum Alltag. Damit Marktfähigkeit und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Lehrabsolvierenden weiterhin intakt bleiben, begrüssen wir es, dass Englisch als erste Fremdsprache definiert wurde. Es freut uns, dass Romanisch und Italienisch zudem die notwendige Beachtung finden und gefördert werden.»

Nebst den Lehrbetrieben und den überbetrieblichen Kurszentren sind auch die Berufsfachschulen von der revidierten kaufmännischen Grundbildung betroffen. Sie sind mit der Umsetzung des Sprachenkonzepts beauftragt. Christoph Vesti, Co-Rektor der KV Wirtschaftsschule Chur äussert sich dazu wie folgt: «Wir sind froh, dass im Rahmen der KV-Reform die beiden Kantonssprachen Italienisch und Romanisch sowie Englisch über den ganzen Kanton betrachtet angemessen und den regionalspezifischen Gegebenheiten entsprechend gefördert werden. Gerne engagieren wir uns für eine pädagogisch sinnvolle Umsetzung des Sprachenkonzepts und freuen uns, die Sprachkompetenzen der Lernenden auch künftig zu stärken».

Auskunftsperson:

Regierungsrat Dr. Jon Domenic Parolini, Vorsteher Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement, Tel. +41 81 257 27 02 (erreichbar am Donnerstag, 30. Juni 2022 von 10.00 bis 12.00 Uhr sowie am Freitag, 1. Juli 2022 von 08.00 bis 12.00 Uhr), E‑Mail Jondomenic.Parolini@ekud.gr.ch


zuständig: Regierung

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