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Nur ein gesunder und gut strukturierter Schutzwald gewährleistet der Bündner Bevölkerung nachhaltig Sicherheit. Damit der Wald seine Funktionen dauerhaft erfüllen kann, muss er sich natürlich verjüngen können. Dies bedeutet mitunter, dass Wald und Wild in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen müssen. Am Donnerstag wurde der neuste Wald-Wild-Bericht Hinterrhein-Moesano in Andeer präsentiert. Dieser zeigt auf, dass hohe Wildbestände die Verjüngung in bestimmten Gebieten stark behindern und in anderen Gebieten durch die Reduktion der Wildbestände erste Erfolge erzielt werden konnten.

In Gebieten mit einem anhaltenden und übermässigen Wildeinfluss kann sich die natürliche Waldverjüngung nicht entwickeln, was wiederum die nachhaltige Aufgabe der Waldfunktion gefährden kann. Als Wildeinfluss wird die Einwirkung des Schalenwilds auf seine Umgebung bezeichnet, welche durch Verbiss, Schälen oder Fegen an Jungpflanzen erfolgt. Der Wald als wichtiger Lebensraum für die einheimischen Wildtiere besitzt aber das Potenzial, sich natürlich zu verjüngen, sofern die standörtlichen Bedingungen und das Verhältnis Wald-Wild ausgewogen sind. Eine gute Mischung von Licht und Wärme am Waldboden ermöglicht es jungen Bäumen, sich anzusamen und aufzuwachsen. Besonders gut wurde dies in Andeer festgestellt. In eingezäunten Waldflächen – einer Situation ohne Schalenwildeinfluss – zeigt sich das natürlich verfügbare, standortgerechte Baumartenpotenzial. Ist das Verhältnis von Wald und Wild angemessen, stellt sich dieses auch auf der ungeschützten Waldfläche ein.

Der Wald-Wild-Bericht Hinterrhein-Moesano
Im aktuellen Wald-Wild-Bericht Hinterrhein-Moesano, der am Donnerstag den Medien in Andeer präsentiert wurde, sind zwei unterschiedliche Situationen erkennbar: Im Teilgebiet Schams-Avers-Rheinwald hat sich die Verjüngungssituation im Wald seit 2010 zwar rein zahlenmässig nicht merklich verbessert. Hingegen gibt es an verschiedenen Orten im Tal wie beispielsweise in Andeer einige Wälder mit Anzeichen zur Verbesserung, dies infolge jagdlicher Eingriffe und waldbaulicher Massnahmen, wie Holzschläge. Ziel ist es in diesem Gebiet die bisherigen Massnahmen weiterzuführen.

Im Teilgebiet Mesolcina-Calanca ist die Situation kritischer. Sowohl bei der natürlichen Verjüngung als auch bei Pflanzungen stellt sich heute nur durch kostenintensive Schutzmassnahmen ein Erfolg ein. Deshalb soll in der Mesolcina mit der Festlegung hoher Abschusspläne der Hirsch- und Rehbestand weiter reduziert werden. Wo nötig, wird im Waldgebiet zudem eine Reduktion des Gämsbestands angestrebt.

Insgesamt beträgt der Anteil der Verjüngungsproblemflächen an der Waldfläche im gesamten Gebiet 30 Prozent. Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht bei 12 Prozent der Waldfläche.

Bestände des Rothirsches im Norden tiefer, im Süden höher
Durch eine intensivierte Bejagung und der Anwesenheit von Grossraubtieren haben sich die Wildbestände im Gebiet Hinterrhein-Moesano in den letzten Jahren verändert. Die Bestände des Rothirschs etwa sind im nördlichen Teilgebiet deutlich tiefer, während sie im südlichen Teilgebiet leicht angewachsen sind. Auch wenn lokal erste positive Tendenzen festzustellen sind, muss der Regulierung und der Reduktion der Wildbestände weiterhin grösste Beachtung geschenkt werden. «Dank der sehr guten Mitwirkung der Jägerschaft konnten die Schalenwildbestände bereits reduziert werden. Letztlich müssen aber alle Beteiligten zur Lösung der Probleme ihren Beitrag leisten», sagte Adrian Arquint, Leiter Amt für Jagd und Fischerei. «Nebst der Reduktion der Wildbestände muss der Wald intensiv weitergepflegt werden, um gute Bedingungen sowohl für das Aufwachsen des natürlichen Baumartenspektrums als auch für den Lebensraum der Wildtiere zu schaffen», ergänzte Kantonsförster Urban Maissen, Leiter Amt für Wald und Naturgefahren. Es handle sich um eine Verbundaufgabe von Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern, Kanton und Bund.

Mitwirkung aller Beteiligten – wirkungsorientierter Massnahmenkatalog
Der Wald-Wild-Bericht Hinterrhein-Moesano wurde unter Einbezug der Gemeinden als Waldeigentümerinnen im vergangenen Jahr erarbeitet. Es ist der vierte von insgesamt sieben Wald-Wild-Berichten, welcher der Kanton Graubünden erarbeitet. Die darin definierten Massnahmen sind auf die Strategie Lebensraum Wald-Wild 2021 abgestimmt. «Mit dem Wald-Wild-Bericht werden wichtige Massnahmen zur Lösung der ungenügenden Verjüngung festgelegt. Der Lösungsweg braucht von allen Beteiligten ein grosses Engagement, weil Erfolge sich nicht von heute auf morgen einstellen. Im Wald braucht es Zeit und Geduld», führte Regierungsrätin Carmelia Maissen, Vorsteherin des Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität, aus.

Die im Massnahmenkatalog verbindlich festgelegten Massnahmen zeigen eine bessere Wirkung, wenn der Erhalt von geeigneten, ungestörten Wildlebensräumen auch durch die Gemeinden respektive Waldeigentümer sichergestellt und bewahrt werden. Entscheidend ist zudem, dass alle weiteren Anspruchsgruppen die Massnahmen unterstützen und umsetzen. Damit gemeint sind neben den Waldeigentümern auch der Tourismus und die Landwirtschaft.

Beilagen:

Auskunftspersonen:

  • Regierungsrätin Dr. Carmelia Maissen, Vorsteherin Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität, Tel. +41 81 257 36 01 (erreichbar von 14.00 bis 14.30 Uhr), E‑Mail Carmelia.Maissen@diem.gr.ch
  • Urban Maissen, Kantonsförster, Leiter Amt für Wald und Naturgefahren, Tel. +41 81 257 38 51 (erreichbar von 14.30 bis 16.00 Uhr), E‑Mail Urban.Maissen@awn.gr.ch
  • Adrian Arquint, Leiter Amt für Jagd und Fischerei, Tel. +41 81 257 38 91 (erreichbar von 13.30. bis 14.30 Uhr), E‑Mail Adrian.Arquint@ajf.gr.ch


zuständig: Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität

Unwetter haben geringe Auswirkungen auf Wald-Wild-Gebiet

Bei den Unwetterereignissen in der Mesolcina vom 21. Juni 2024 wurden durch Murgänge, Sturzereignisse und Überschwemmungen Wälder im Umfang von 32 Hektaren beschädigt. Teilweise wird es Jahre dauern, bis wieder eine Bewaldung in Form eines Pionierwaldes einsetzt, in anderen Gebieten werden sich die Wälder rascher erholen. Auswirkungen auf den Schutzwald im Gebiet des Wald-Wild-Berichts haben die Ereignisse somit nur sehr punktuell, da die Schutzwaldfläche in Moesano circa 21 000 Hektaren beträgt und der Anteil beschädigter Wald somit bei rund 0,15 Prozent liegt.

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