Navigation

Inhaltsbereich

  • Erste Mitteilung
  • Neuen Beitrag einfügen

Im Jahr 2023 bezogen 2187 Bündnerinnen und Bündner zumindest einmal wirtschaftliche Sozialhilfe. Das sind 141 Personen weniger als 2022. Die Sozialhilfequote sinkt damit auf 1,1 Prozent und liegt weiterhin unter dem nationalen Durchschnitt von 2,8 Prozent.

Wenn Menschen in der Schweiz in finanzielle Schwierigkeiten geraten, können sie Sozialhilfe beantragen. Diese Hilfe sorgt dafür, dass sie das Nötigste zum Leben haben, wenn ihr eigener Lohn und andere finanzielle Hilfen nicht ausreichen oder nicht rechtzeitig ausbezahlt werden. Im Jahr 2023 erhielten im Kanton Graubünden 2187 Personen Sozialhilfe. Das sind 1,1 Prozent der gesamten Bevölkerung des Kantons oder anders gesagt: 11 von 1000 Personen im Kanton Graubünden bezogen Sozialhilfe.

Die Anzahl der Personen, die Sozialhilfe erhält, ist zum zweiten Mal in Folge etwas gesunken und damit auch die Sozialhilfequote. Sie ist um 0,1 Prozentpunkte zurückgegangen. Schweizweit ist es eine der tiefsten Quoten. In der Schweiz lag die Sozialhilfequote 2023 bei 2,8 Prozent. Auch diese Quote ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte gesunken.

Grafik 1: Sozialhilfequote im Kanton Graubünden und in der Schweiz, 2010 bis 2023

Wenig Neueintritte und Abnahme der Dossiers in der Sozialhilfe
Ein Grund für den Rückgang der Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen ist die gute Arbeitsmarktlage. Die Arbeitslosenquote blieb auch 2023 niedrig. Sie lag in Graubünden 2023 bei 1 Prozent (in der Schweiz bei 2 Prozent, vgl. SECO-Jahresdurchschnitt 2023). Das hat Auswirkungen auf die Anzahl neuer Dossiers, die eröffnet wurden. Die Anzahl stieg zwar leicht von 447 auf 474, liegt aber immer noch unter dem Durchschnitt der letzten acht Jahre (530 Dossiers). Wegen der wenigen neuen Dossiers in den letzten Jahren sank die Gesamtzahl der Dossiers kontinuierlich.

Grafik 2: Total Dossiers und neue und abgeschlossene Dossiers, 2016 bis 2023

Anstieg bei Sozialhilfebeziehenden mit Asylhintergrund
2015 stieg die Anzahl der Asylgesuche in der Schweiz stark an, wegen der anhaltenden Konflikte in Syrien, Afghanistan und Irak. Dieser Anstieg zeigte sich auch verzögert in der Sozialhilfe. Der Anteil der Menschen mit Asylhintergrund, die Sozialhilfe beziehen, ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Auch 2023 nahm der Anteil nochmals von 24,0 Prozent auf 25,3 Prozent zu.

Der Bund beteiligt sich an den Sozialhilfekosten der Gemeinden und der Kantone für Flüchtlinge mit Asyl in den ersten fünf Jahren ab Einreichung des Asylgesuches sowie bei vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen und vorläufig aufgenommenen Personen während sieben Jahre ab Einreise. In dieser Zeit werden die Personen in der Asyl- und Flüchtlingsstatistik ausgewiesen. Danach wechseln die Personen in die Zuständigkeit des Kantons und der Gemeinden und werden in der Statistik der wirtschaftlichen Sozialhilfe ausgewiesen.

Grafik 3: Anteil Sozialhilfebeziehender mit Asylhintergrund am Total der Sozialhilfebeziehenden im Kanton Graubünden, 2016 bis 2023

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung stellt sich die Frage nach den längerfristigen Ablösungsprozessen aus der Sozialhilfe von Personen aus dem Asylbereich. Längsschnittanalysen zeigen, dass bei den Asylsuchenden, welche im Jahr 2016 in die Schweiz eingereist sind und dem Kanton Graubünden zugeteilt wurden, der Anteil Sozialhilfebeziehender ein Jahr nach Einreise bei 92,4 Prozent lag. Sieben Jahre später, im Jahr 2023, beziehen mit 39,5 Prozent deutlich weniger Personen dieser Gruppe Sozialhilfe. Schweizweit sind 56,8 Prozent der 2016 eingereisten Asylsuchenden in der Sozialhilfe verblieben. Im Vergleich zur Gesamtschweiz haben sich im Kanton Graubünden somit mehr Personen dieser Gruppe von der Sozialhilfe abgelöst.

Werden aus derselben Personengruppe (auch Kohorte genannt), nur Sozialhilfebeziehende im erwerbsfähigen Alter (15–64-Jährige) betrachtet, wird sichtbar, dass der Anteil an Erwerbstätigen über die Jahre zunimmt. 2016 lag er bei 5,3 Prozent und sieben Jahre später im Jahr 2023 liegt er in derselben Gruppe bei 46,7 Prozent. Durch die Erwerbstätigkeit kann ein Teil des Lebensunterhalts durch die Personen selbst gedeckt werden. Für die vollständige Ablösung aus der Sozialhilfe reicht das Einkommen noch nicht.

Grafik 3.1: Anteil erwerbstätiger Personen mit Asylhintergrund in der Sozialhilfe aus der Kohorte von 2016

Gesellschaftliche Gruppen mit dem höchsten Sozialhilferisiko
Die Gruppen in der Gesellschaft, die am häufigsten auf Sozialhilfe angewiesen sind, verändern sich kaum. Erstens sind Kinder und Jugendliche viel häufiger von Sozialhilfe betroffen als Erwachsene. In der Altersgruppe von 0 bis 17 Jahren liegt das Risiko bei 2,3 Prozent. Somit sind Kinder und Jugendliche mehr als doppelt so häufig auf Sozialhilfe angewiesen als der Durchschnitt im Kanton. Familienhaushalte benötigen demnach häufiger Unterstützung als Haushalte ohne Kinder.

Grafik 4: Sozialhilfequote nach Alter im Kanton Graubünden, 2023

Dies gilt insbesondere für Einelternfamilien mit Kindern. Sie sind die zweite Gruppe, die besonders gefährdet ist. Im Kanton liegt die Quote der Haushalte, die Sozialhilfe beziehen, bei 1,2 Prozent. Bei Einelternhaushalten ist die Quote mit 11,5 Prozent fast zehnmal so hoch.

Die dritte Gruppe sind Personen ohne Berufsausbildung. Sie sind ebenfalls überdurchschnittlich häufig auf Sozialhilfe angewiesen. Während im Kanton Graubünden 14,1 Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren keine Berufsbildung haben, liegt dieser Anteil bei den Sozialhilfebeziehenden bei 46,5 Prozent. Das bedeutet, dass eine Ausbildung das Sozialhilferisiko signifikant verringert.

Auskunftspersonen:

  • Susanna Gadient, Leiterin Sozialamt, Tel. +41 81 257 26 51 (erreichbar von 10.00 bis 11.30 Uhr), E‑Mail Susanna.Gadient@soa.gr.ch
  • Mathias Kaufmann, Leiter Fachbereich Sozialdienste/Stv. Amtsleitung, Tel. +41 81 257 26 68 (erreichbar von 10.00 bis 11.30 Uhr), E‑Mail Mathias.Kaufmann@soa.gr.ch
  • Silvia Würmli, Fachstelle Sozialhilfestatistik Zürich und Ostschweiz, Tel. +41 43 259 75 54 (erreichbar zwischen 10.00 und 11.30 Uhr), E‑Mail Silvia.Wuermli@statistik.ji.zh.ch


zuständig: Sozialamt

Die Schweizerische Sozialhilfeempfängerstatistik SHS

Die Schweizerische Sozialhilfeempfängerstatistik ist eine jährliche Datenerhebung, die vom Bundesamt für Statistik BFS durchgeführt wird. Ziel der Statistik ist es, den Bestand und die Struktur der Bezügerinnen und Bezüger von wirtschaftlicher Sozialhilfe sowie von vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen in der Schweiz zu erfassen. Sie basiert auf der gemeinsamen Zusammenarbeit von Bund, Kantonen und Gemeinden.

Die Grundlagen der Sozialhilfeempfängerstatistik wurden vor mehr als 20 Jahren erarbeitet. Diese werden nun im Rahmen eines Modernisierungsprojekts an die aktuellen Bedingungen und die sich verändernden Bedürfnisse angepasst. Die Modernisierung der SHS verfolgt als Ziele die Reduktion der Belastung der Erhebungsstellen, die Stärkung der Analyse und die Verkürzung der Dauer zwischen Erhebung und Publikation.

Mit dem Abschluss der Realisierung per Ende 2024 startete Anfang Januar 2025 die Umsetzungsphase. Die Daten können nun monatlich und auf der Grundlage des neuen Variablenkatalogs ans BFS übermittelt werden. Bis im November 2025 werden alle Dienste an die modernisierte Datenlieferung angebunden sein. Die ersten Resultate der modernisierten Statistik werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2026 publiziert werden. Nähere Angaben zum Modernisierungsprojekt und zur Realisierung finden sich beim Bundesamt für Statistik.

Neuer Artikel