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Bereits zum 16. Mal wird in 48 Ländern Europas der Europäische Tag des Denkmals durchgeführt. Die Denkmalpflege Gaubünden, der Südbündner Heimatschutz und das Kulturzentrum NAIRS in Scuol laden am Wochenende vom 12./13. September zu diesem Anlass ins Unterengadin ein. Zu erkunden gibt es Bauwerke, die mit dem Wasser in Beziehung stehen.

Der diesjährige Europäische Tag des Denkmals ist dem gebauten und kulturellen Erbe gewidmet, das sich am Wasser befindet oder in Beziehung zu dieser natürlichen Ressource steht. Für die Entwicklung des Engadins sind das Wasser und der daraus entstandene Bädertourismus in jeder Hinsicht von höchster Bedeutung. Die Bade- und Trinkkur gehört zu den ältesten Heilpraktiken. So sind auch die ersten grossen Hotels in Scuol/Nairs - aber auch in St. Moritz - in der Mitte des 19. Jahrhunderts direkt am Wasser entstanden.

Vom Kurhaus Tarasp…
Die Bonifazius-, Carola-, Emerita- und Luziusquellen waren einst international bekannt und zogen zahlreiche Wassertouristen ins Unterengadin. Ein Spaziergang durch den geologisch interessanten Inneinschnitt bei Nairs führt Interessierte an den Quellen und am heute versiegten Geysir vorbei. Dabei lernen sie die "Architektur des Wassers" kennen.
Kurz nach dem 1865 eröffneten Kurhaus Bad Tarasp entschloss sich die Bauherrschaft zum Bau einer neuen Trinkhalle am gegenüber liegenden Innufer. Am Fuss der steilen Felswand über dem Inn errichtete Bernhard Simon 1874-1876 den historistischen Bau mit der langgestreckten Wandelhalle, die "Büvetta".

Der Ausbau zum Kurzentrum Tarasp erfolgte auf der Geländeterrasse von Vulpera gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Gebrüder Duri und Chasper Pinösch aus Ardez. Sie errichteten 1896-1897 das Kurhotel Waldhaus. Mit diesem Grand Hotel und seiner Terrasse wurde den Kurgästen eine exklusive Hotelunterkunft an schönster Aussichtslage über dem Inn zur Verfügung gestellt. Karl Koller erbaute das Hotel Schweizerhof 1898-1900. Es erfuhr in der Zwischenzeit mehrere Umbauten, unter anderem eine Erweiterung in den Jahren 1913-1914 durch J. Weidmann. Die Gesellschafts- und Speiseräume zeigen eine reiche Jungendstilausstattung.
Das angrenzende Freibad Vulpera wurde als eine der ersten Anlagen dieser Art in der Schweiz 1930 eröffnet.

… zum ehemaligen Bäderhaus in Nairs
Das ehemalige Bäderhaus in Nairs von Valentin Koch & Ernst Seiler, heute Center da cultura NAIRS, wurde 1913 eröffnet. Der Längsbau mit Loggia erstreckt sich über die ganze Eingangsseite. Im Erdgeschoss befanden sich Bäder und Ruheräume. Im ersten Obergeschoss waren Hydrotherapieanlagen mit Warm- und Heissluftbädern und elektrischen Applikationen sowie Inhalationsräume untergebracht. Mehrere Quellen in unmittelbarer Nähe machten das Kurhaus für die "Fahrt ins Bad" besonders attraktiv. Unterdessen ist das internationale Künstlerhaus und regionale Kulturzentrum für zeitgenössische Kunst NAIRS seit mehr als 20 Jahren in der Kunstproduktion, Kunstpräsentation und Kulturvermittlung aktiv. Der Besucher trifft hier auf ein Hauptwerk neuklassizistischer Architektur in Graubünden.

Nebst den Bauten, die für die Trink- und Bäderkur errichtet worden sind, wird am Tag des Denkmals eine Vielfalt unterschiedlicher Brücken gezeigt, welche sich harmonisch in die Umgebung des Inns integrieren. Der abgegangenen gedeckten Holzbrücke bei Nairs folgten eiserne Strassen- und Fussgängerbrücken und in jüngster Zeit eine neue Hochbrücke nach Vulpera.

Zur Kur gehörten früher das Spazieren zu den einzelnen Quellen, das Trinken des frischen Quellwassers und das Verweilen vor Ort. Das Dorfbild von Scuol ist geprägt vom alleengesäumten Stradung, den stattlichen Engadinerhäusern, den Hotels und den einladenden Plätze mit Brunnen.

Die um 1040 erbaute imposante Burg Tarasp erhielt den Namen von ihren ursprünglichen Bewohnern, den Herren von Tarasp. Unvergleichlich ist ihre das Tal beherrschende Lage auf einem Hügel. Die heutige Gestalt der Anlage ist stark geprägt von den Wiederaufbauarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem damaligen Besitzer Karl August Lingner. Die Ausstattung setzt sich aus wertvollen Stücken zusammen, die aus verschiedenen Epochen und aus ganz Mitteleuropa stammen.

Ein Tag zum Geniessen
Seit seiner ersten Durchführung 1994 hat sich der Tag des Denkmals zur grössten Veranstaltung im Bereich der Sensibilisierung für Kulturgüter-Erhaltung entwickelt. Ziel der Veranstaltung ist es, bei einem breiten Publikum das Interesse an unseren Kulturgütern und deren Erhaltung zu wecken. An über hundert verschiedenen Orten in der ganzen Schweiz sind Interessierte zu Führungen, Atelier- und Baustellenbesichtigungen, Exkursionen sowie vielen weiteren Veranstaltungen eingeladen.

Organisiert werden die Besichtigungen am Denkmaltag vorab von den eidgenössischen, kantonalen und städtischen Fachstellen für Denkmalpflege und Archäologie. Sie wählen jedes Jahr die Objekte aus, knüpfen Kontakte zu den Eigentümern und organisieren die Führungen und Veranstaltungen vor Ort. Die NIKE ist für die landesweite Koordination der rund zweihundert Anlässe, für die nationale Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Publikation des Programms in Form einer Broschüre und im Internet zuständig.

Der Europäische Tag des Denkmals ist ein kulturelles Engagement des Europarates und wird von diesem offiziell lanciert. Unterstützt wird die Initiative auch durch die Europäische Union. Der Denkmaltag findet in 48 europäischen Ländern statt.

Auskunftsperson
Marcus Casutt, Kantonaler Denkmalpfleger, Amt für Kultur, Tel. 081 257 27 91

Gremium: Amt für Kultur
Quelle: dt Amt für Kultur
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