Schweizweit hat die Publikation von Zahlen zum zukünftigen Bedarf an Pflegefachkräften für Aufsehen gesorgt. Um den Bedarf für Graubünden zu kennen und einem allenfalls drohenden Pflegepersonalmangel begegnen zu können, hat der Kanton einen "runden Tisch" einberufen und eine Studie zur Pflegeausbildung und zum Pflegepersonalmangel erarbeiten lassen. Die Studie zeigt auf, dass Graubünden in Zukunft ein Pflegepersonalmangel droht. Die Regierung prüft nun geeignete Gegenmassnahmen.
Die vom Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS erstellte Studie sollte als faktenorientierte und wissenschaftliche Grundlage dienen, um mögliche bildungs- und arbeitsmarktpolitische Massnahmen gegen den drohenden Pflegepersonalmangel bewerten und politisch diskutieren zu können.
Zusätzlicher Bedarf ab dem Jahr 2020
Die BASS-Studie zeigt zunächst auf, dass es im Kanton Graubünden derzeit keinen Pflegepersonalmangel gibt. Allerdings gibt es bereits Anzeichen, die auf eine Verknappung des Angebots an Pflegefachkräften hindeuten. Bedingt durch den steigenden Pflegebedarf muss für die Zukunft auch im Kanton Graubünden mit einem Pflegepersonalmangel gerechnet werden. Insbesondere prognostiziert die Studie für das Jahr 2020 einen zusätzlichen Bedarf an Pflegefachkräften im Umfang von 12.5 Prozent. Dieser zusätzliche Bedarf kann gemäss der Studie nicht gedeckt werden, wenn nicht geeignete Massnahmen ergriffen werden. Insgesamt steht der Kanton Graubünden im Vergleich zur gesamten Schweiz relativ gut da und hat derzeit mit einem weniger stark ausgeprägten Pflegepersonalmangel zu rechnen.
Dass der erwartete Pflegepersonalmangel im Kanton Graubünden weniger akzentuiert ausfällt als in der Gesamtschweiz, ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Kanton Graubünden im Vergleich zu anderen Kantonen der Deutschen Schweiz überdurchschnittlich viele Pflegefachkräfte ausbildet. Dies gilt insbesondere bezüglich der Ausbildung von Pflegefachfrauen/männer HF. Die Zahl der auszubildenden Fachangestellten Gesundheit ist – im Vergleich zu anderen Kantonen – allerdings unterdurchschnittlich. Die Studie zeigt, dass es bezüglich der Ausbildung von Fachangestellten Gesundheit zu wenige Lehrstellen gibt, bezüglich der Ausbildung von Pflegefachfrauen/männer HF hingegen zu wenige Ausbildungs-Kandidaten/innen.
Verschiedene Handlungsempfehlungen
Die Studie macht diverse Handlungsempfehlungen, so insbesondere die nachfolgend skizzierten:
- Es müssen sowohl Massnahmen ergriffen werden, welche die Berufsverweildauer der verfügbaren Pflegefachkräfte erhöhen, als auch Massnahmen, die darauf abzielen, die Anzahl auszubildender Pflegefachkräfte zu erhöhen.
- Im Gesundheitswesen zeichnet sich wie in anderen Wirtschaftszweigen vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung (Überalterung) ein Fachkräftemangel ab. Deshalb empfehlen sich Massnahmen, die das Erwerbsvolumen (Erwerbstätigenquote, Beschäftigungsgrad, Erwerbsunterbrüche von Müttern) der ausgebildeten Pflegefachkräfte erhöhen. Da rund 90 Prozent der Pflegefachkräfte Frauen sind, drängen sich Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf.
- Im Ausbildungsbereich ist das Trittbrettfahrer-Problem zu lösen. Heute ist gemäss Studie die Ausbildung von Pflegefachkräften für die Versorgungsbetriebe in den meisten Fällen betriebswirtschaftlich nicht rentabel. Dies führt zu einem Trittbrettfahrer-Problem und letztlich dazu, dass in Zukunft zu wenig Pflegefachkräfte ausgebildet werden.
Regierung prüft geeignete Massnahmen
Um dem Handlungsbedarf gerecht zu werden, hat die Regierung eine interdepartementale Arbeitsgruppe unter der Leitung von Regierungspräsident Claudio Lardi eingesetzt, die Teilfragen (Praktikumsentschädigungen HF, Assistenzausbildungen) bearbeiten wird. Zudem wird auch der von Regierungsrätin Barbara Janom Steiner initiierte "runde Tisch" weiterarbeiten. Zum "runden Tisch" gehören unter anderem Vertretungen der Arbeitgeberverbände (Bündner Spital- und Heimverband, Spitex Verband, OdA Gesundheit und Soziales) und der Berufsverbände. Im Auftrag des Departements für Justiz, Sicherheit und Gesundheit soll dieser nun die Empfehlungen der Studie diskutieren und auf ihre Eignung, den sich abzeichnenden Pflegepersonalmangel zu verhindern, diskutieren und beurteilen.
Auskunftspersonen:
- Regierungspräsident Claudio Lardi, Vorsteher Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement, Tel. 081 257 27 01
- Regierungsrätin Barbara Janom Steiner, Vorsteherin Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit, Tel. 081 257 25 01
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden