Der Wald‑Wild‑Bericht ist das wichtigste kantonale Instrument, um die anspruchsvolle Wald‑Wild‑Thematik regional zu beurteilen, notwendige Massnahmen festzulegen und zu kommunizieren. Mit dem neuen Wald-Wild-Bericht Herrschaft/Prättigau wird der Bericht aus dem Jahr 2006 revidiert. Die Wildschäden im Wald sind insgesamt gross und haben in den letzten Jahren zugenommen.
Ein gesunder und gut strukturierter Schutzwald gewährleistet der Bündner Bevölkerung nachhaltige Sicherheit. Dieser Wald ist gleichzeitig auch der Lebensraum vieler Wildtiere, welche natürlicherweise Spuren hinterlassen. Sobald diese Spuren zu übermässigen Schäden im Wald führen, erstellen die zuständigen kantonalen Stellen gestützt auf die entsprechenden bundesrechtlichen Grundlagen regionale Wald-Wild-Berichte, unter Einbezug der Gemeinden als Waldeigentümerinnen. Das Hauptziel des Wald-Wild-Berichts Herrschaft/Prättigau ist, den Wald zu verjüngen. Im Wesentlichen soll dieses Ziel durch jagdliche und forstliche sowie weitere Massnahmen, die den Lebensraum beeinflussen, erreicht werden.
Analyse offenbart Problemflächen
Der Wald-Wild-Bericht Herrschaft/Prättigau besteht aus einem Teilbericht Wald, einem Teilbericht Wild und einer Synthese mit den festgelegten Massnahmen. Der Bericht ist mit entsprechenden Kartengrundlagen dokumentiert.
Der Teilbericht Wild erläutert die Populationsentwicklungen der Schalenwildarten (Hirsch, Reh, Gams und Steinbock) der letzten Jahre in der Region und die darauf basierende Jagdplanung. Im Teilbericht Wald ist die Waldentwicklung und die Entwicklungen der wichtigsten Baumarten beschrieben. Basierend auf der Beurteilung des Wildeinflusses werden die Flächen bezeichnet, auf denen der aktuelle Einfluss des Schalenwilds so hoch ist, dass eine natürliche Verjüngung des Waldes nicht gesichert ist. Die Waldfunktion ist hier in Frage gestellt oder zumindest stark eingeschränkt. Diese Flächen werden als Problemflächen bezeichnet. Der Anteil der Problemflächen im Gebiet Herrschaft/Prättigau beträgt 59 Prozent. Dies entspricht einer Verdopplung gegenüber den ausgewiesenen Problemflächen im Jahr 2006. Auf etwas weniger als der Hälfte dieser Problemflächen sind die Probleme sehr dringlich. Deshalb sind dort prioritäre Massnahmen notwendig. Diese Flächen werden als Handlungsflächen bezeichnet. Auf den restlichen 41 Prozent der Waldfläche bestehen aufgrund des Schalenwilds keine Probleme in Bezug auf die Erfüllung der Waldfunktion.
Der Wald-Wild-Bericht wurde im Herbst 2020 den Waldeigentümerinnen zur Vernehmlassung unterbreitet. Aufgrund der eingegangenen Stellungnahmen wurde der Bericht um das Kapitel «Wirkungskontrolle» ergänzt. Dieses enthält quantitativ fassbare Ziele auf verschiedenen Ebenen. Im Zeithorizont von acht Jahren wird eine Reduktion der Handlungsflächen um 50 Prozent als übergeordnetes Ziel festgelegt.
Die Unterlagen können auf der Webseite des Amts für Wald und Naturgefahren eingesehen und heruntergeladen werden.
Gesunder Wald erfordert Massnahmen
Nur mit einem artenreichen und gut strukturierten Waldaufbau kann der Wald für die zukünftige Klimaveränderung gerüstet sein. Wichtige verbissempfindliche Baumarten wie Weisstanne, Trauben- und Stieleiche, Bergahorn oder Linde haben in einem naturnahen Waldbau eine grosse Bedeutung und müssen erhalten werden. Die Anpassung der Schalenwildbestände auf die Lebensraumkapazität im Wald ist deshalb eine wichtige Massnahme. Mit der Festlegung von hohen Abschussplänen für die nächsten Jahre soll mit der Bündner Jagd der Hirsch- und auch der Rehbestand im Prättigau und in der Bündner Herrschaft reduziert werden. Der Gämsbestand im Waldgebiet soll, wo erforderlich, ebenfalls reduziert werden. Zur Erreichung der jagdlichen Ziele nehmen die Wildschutzgebiete mit ihren Bewirtschaftungsmassnahmen eine entscheidende Rolle ein. Wildruhezonen helfen den Stress bei den Wildtieren zu reduzieren und dadurch auch die Wildschäden im Wald zu reduzieren. Die Jagdorgane und der Forstdienst arbeiten eng zusammen. Falls trotz Regulierung des Wildbestands die Baumarten nicht genügend aufwachsen können, sind zudem weitere Massnahmen zur Wildschadenverhütung geplant. In der Region Herrschaft/Prättigau sind insbesondere die Weisstanne und die Laubbäume vom Wildeinfluss betroffen.
Wald- und Biotophege
Die Pflege des Lebensraumes ist für den Wald und das Wild von grosser Bedeutung. Mit Hilfe von Holzschlägen im Schutzwald oder Massnahmen im Programm Waldbiodiversität werden Wälder verjüngt und gepflegt sowie besondere Arten und Lebensräume erhalten und gefördert. Zusammen mit dem Einsatz der Jägerschaft im Rahmen von Hegekonzepten kann die Lebensraumqualität für das Wild erhalten und zusätzlich verbessert werden, beispielsweise durch das jährliche Pflegen von Freihalteflächen.
Zusammenarbeit entscheidend
Obwohl sich die Ansprüche von Forst und Jagd manchenorts durchaus unterscheiden können, ist eine konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten unerlässlich. Dabei ist wichtig, dass die Waldeigentümerinnen die Arbeit der Jägerinnen und Jäger unterstützen, auch bei schwierigen Bedingungen. Nur so können die gemeinsamen Ziele erreicht werden. Ein gesunder Wald mit angepassten Wildbeständen ist ein solches Ziel, ganz im Sinne der Allgemeinheit.
Auskunftspersonen:
- Regierungspräsident Dr. Mario Cavigelli, Vorsteher Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität, Tel. +41 81 257 36 01, E‑Mail Mario.Cavigelli@diem.gr.ch
- Adrian Arquint, Leiter Amt für Jagd und Fischerei, Tel. +41 81 257 38 91, E‑Mail Adrian.Arquint@ajf.gr.ch
- Urban Maissen, Kantonsförster, Amt für Wald und Naturgefahren, Tel. +41 81 257 38 51, E‑Mail Urban.Maissen@awn.gr.ch
Zuständig: Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität