Die Regierung stärkt die mediale Versorgung der italienischsprachigen Gebiete Südbündens durch die Genehmigung zweier neuer Teilprojekte: den Ausbau der bestehenden 50-Prozent-Stelle des Servizio Valli Italofone dei Grigioni (svi) von Keystone-SDA sowie den Aufbau einer Digitalplattform E-Grigionitaliano durch den Verein InfoGrigione.
Die mediale Versorgung Südbündens in italienischer Sprache ist im Vergleich zum rätoromanischen oder gar deutschsprachigen Medienangebot im Kanton Graubünden bescheidener. Fehlender journalistischer Nachwuchs, teils technisch veraltete Infrastrukturen, die Überführung der publizistischen Printangebote ins digitale Zeitalter, die Gewinnung einer jüngeren Leserschaft oder der kleine Nutzer- und Werbemarkt sind nur einige der grossen Herausforderungen der Südbündner Medienunternehmen.
Partizipativ erarbeitete Entscheidungsgrundlagen
Basierend auf dem Bericht «Medien und Medienförderung im Kanton Graubünden: Bestandesanalyse und Zukunftsaussichten» des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagements der Universität St. Gallen und des Instituts für Multimedia Production der Fachhochschule Graubünden hatte die Regierung bereits im 2022 bekräftigt, auch in Zukunft im Bereich der Medienförderung in erster Linie ihren Fokus auf die Bedürfnisse der beiden kantonalen Sprachminderheiten zu legen, mit aktuellem Schwerpunkt im Bereich der Medienlandschaft Italienischbündens. Daraufhin hat das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement die Firma KMES in Zürich beauftragt, eine Entscheidungsgrundlage «Medienförderung in Italienischbünden» auszuarbeiten. Dieser Bericht wurde im März 2023 mit den wichtigsten Stakeholdern, den Medien, der Pro Grigioni Italiano sowie dem Interessenverbund der Südbünden Medien «InfoGrigione» besprochen und legt den Fokus auf zwei konkrete Massnahmen.
Aufstockung der Stelle bei svi von Keystone-SDA
Das erste Teilprojekt sieht im 2024 den Ausbau des svi von Keystone-SDA in Chur von aktuell 50 Prozent auf neu 100 Prozent vor sowie ab 2026 eine Aufstockung um zusätzliche 60 Prozent aufgeteilt auf je 20 Prozent im Valposchiavo, in der Bregaglia und im Moesano. Damit soll eine angemessene journalistische Leistung (Text und Bild) in italienischer Sprache über die aktuellen Ereignisse in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft gewährleistet werden. Keystone-SDA behält wie bis anhin sowohl die publizistische Verantwortung als auch die personalrechtliche Führung aller Mitarbeitenden.
Aufbau und Betrieb einer gemeinsamen E-Plattform
Das zweite Teilprojekt sieht die Entwicklung, den Aufbau und den Betrieb einer gemeinsamen Plattform der im Verein InfoGrigione zusammengeschlossenen Medien Italienischbündens vor. E-Grigionitaliano stellt eine moderne Technologie für Back- und Frontendapplikationen zur Verfügung und ermöglicht lokal produzierte Inhalte über die Täler hinweg zu teilen. Ergänzend dazu lassen sich Übersetzungsapplikationen anbinden sowie die Zusammenarbeit im Bereich Aus- und Weiterbildung zentral organisieren. Es ist vorgesehen, die Plattform von regional verankerten Dienstleistern erarbeiten zu lassen. Ebenso sind für das Projektmanagement neben einschlägigen Kompetenzen bei der Projektabwicklung und profunden journalistischen Kenntnissen eine starke regionale Verankerung gefragt.
Wiederkehrender Förderbeitrag
Für die Umsetzung der beiden Teilprojekte sind ab 2024 wiederkehrende Kantonsbeiträge in der Höhe von 220 000 Franken vorgesehen. Zudem beteiligt sich auch der Bund im bisherigen Rahmen unter dem Titel der Erhaltung und Förderung der nationalen Minderheitensprachen finanziell an den Vorhaben.
Die Teilprojekte werden nicht primär darauf ausgerichtet sein, einzelne Unternehmen zu retten oder ihre Struktur aufrechtzuerhalten. Vielmehr wird ihr Fokus darauf liegen, ein unterstützendes Element für das Gemeinwesen in Bereichen zu bieten, die demokratiepolitisch und gesellschaftlich relevant sind, jedoch nicht ausreichend durch den Markt finanziert oder nachgefragt werden.
Auskunftsperson:
Regierungspräsident Dr. Jon Domenic Parolini, Vorsteher Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement, Tel. +41 81 257 27 01, (erreichbar von 15.30 bis 16.00 Uhr), E‑Mail Jondomenic.Parolini@ekud.gr.ch
zuständig: Regierung