Das Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit (DJSG) und das Amt für Justizvollzug (AJV) haben im Sommer 2024 eine externe Analyse mit dem Titel «AJV 2025+» in Auftrag gegeben. Die Notwendigkeit entstand nach dem grossen Zuwachs an Mitarbeitenden durch die Neueröffnung der Justizvollzugsanstalt Cazis Tignez und den 2026 anstehenden Pensionierungen von Schlüsselpersonen im Amt. In der Analyse wurden Strukturen und Prozesse im AJV kritisch überprüft. Die Empfehlungen liegen nun vor.
Zurzeit weisen 16 Kantone Insassen in die JVA Realta und in die JVA Cazis Tignez ein. Mit jährlich über 45 000 Verpflegungstagen beträgt die Auslastung der beiden JVA gut 85 Prozent. Neueste Sicherheitstechnik, Bildungsprogramme, Arbeitsmöglichkeiten und therapeutische Massnahmen unterstützen die Insassen, befähigen sie Eigenverantwortung zu übernehmen und bereiten sie auf eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft vor. Die Mitarbeitenden sorgen in ihrem täglichen, herausfordernden Berufsumfeld dafür, dass die Balance zwischen Sicherheit, Ordnung und Resozialisierung gelingt.
Entsprechend kommt die Analyse zum Schluss, dass die Sicherheits- und Vollzugsziele, der Schutz der Mitarbeitenden und Insassen, Risiko- und Resozialisierungsorientierung, in der JVA Cazis Tignez wie auch in der JVA Realta erreicht werden. Der Justizvollzug in Graubünden wird geordnet und auftragsbezogen wahrgenommen und gemäss den Gesetzen und gegebenen Rahmenbedingungen umgesetzt.
Handlungsbedarf erkannt
Mit der externen Analyse wurden die Organisations- und Prozessstrukturen des Amtes kritisch durchleuchtet und nach einer qualitativen Erhebung unter den Mitarbeitenden, Führungspersonen und externen Partnern des Amtes verschiedene Empfehlungen ausgesprochen.
So zeigt sich, dass in den Bereichen Digitale Entwicklung, Organisationskultur und Führung sowie Personalentwicklung und Kommunikation Handlungsbedarf besteht. Zwischen den JVA Realta und JVA Cazis Tignez sieht die Analyse zudem Synergiepotential. Zudem soll die Strategie aus dem Jahr 2013 für die künftige Ausrichtung des Justizvollzugs überarbeitet werden.
Personalentwicklung und Digitalisierung
Die Zusammenarbeit im AJV über alle Berufsgruppen, Stufen und Abteilungen insbesondere zwischen den beiden JVA soll gefördert werden. Zudem soll ein gemeinsames Führungsverständnis entwickelt werden, wird empfohlen. Im Bereich der digitalen Entwicklung sind zusätzliche Ressourcen für den Transfer von Know-how unter den Mitarbeitenden gefragt. Das AJV steht bereits mitten im Prozess der digitalen Transformation. Angesichts der Sicherheitsanforderungen im Justizvollzug erweist sich dieser für Mitarbeitende und Kader als anspruchsvoll. Das Personalwesen steht aufgrund des Fach- und Arbeitskräftemangels, der Bildungsanforderungen für Mitarbeitende im Justizvollzug und der strikten Sicherheitsvorgaben für Mitarbeitende ebenfalls vor Herausforderungen.
Als erste Massnahme bereits umgesetzt wurde die Empfehlung, die Personalabteilung (HR) auszubauen, um die Personalentwicklung in den Anstalten künftig besser begleiten zu können.
Strategie und Kommunikation
2026 soll zudem ein Strategieprozess angestossen werden. Dies, um künftige Entwicklungs- und Synergiepotentiale und die Positionierung der Bündner JVA innerhalb des Ostschweizer Strafvollzugskonkordats auszuloten. Bereits in Erarbeitung ist zudem ein umfassendes Kommunikationskonzept, um die interne und externe Kommunikation zu stärken.
Neubesetzung der Amtsleitung
Der amtierende Amtsleiter Mathias Fässler geht im Frühjahr 2026 in Pension. Die Stelle wird in den nächsten Wochen ausgeschrieben. Regierungsrat Peter Peyer, der Vorsteher des Departements für Justiz, Sicherheit und Gesundheit, hat entschieden, die Strategieentwicklung und eine allfällige Reorganisation, beispielsweise die Reduktion auf eine Anstaltsleitung, erst nach der Wahl der neuen Amtsleitung vorzunehmen.
«Es ist sehr erfreulich, dass wir im Justizvollzug auf ein motiviertes Kader sowie ebenso engagierte Mitarbeitende zählen können. Zu ihnen müssen wir Sorge tragen», sagt Regierungsrat Peter Peyer. «Der Justizvollzug bietet zugleich anspruchsvolle wie sinnstiftende Arbeitsplätze. Wir stellen fest, dass der Aufbau der neuen JVA Cazis Tignez erfolgreich abgeschlossen ist. Nun gilt es, die Betriebe im Justizvollzug für die Zukunft tragfähig auszugestalten».
Rund 200 Mitarbeitende im Justizvollzug
Die JVA Cazis Tignez konnte vor fünf Jahren, unmittelbar vor Ausbruch der Coronapandemie, als Ersatz für das ehemalige Gefängnis Sennhof in Chur bezogen werden. Der Personalbestand im geschlossenen Vollzug wurde vervierfacht. Heute betreuen die Mitarbeitenden in der JVA Cazis Tignez dreimal so viele Insassen wie noch zu Zeiten des Sennhofs. Insgesamt arbeiten im AJV rund 200 Personen.
Im AJV wurden in den vergangenen Jahren parallel zur Inbetriebnahme der JVA Cazis Tignez zahlreiche Projekte lanciert und umgesetzt. So etwa Neubauten auf dem Gutsbetrieb, die geschlossene Übertrittsabeteilung in der JVA Realta sowie der Ersatz zahlreicher IT-Systeme. Gegenwärtig arbeitet das AJV zudem zusammen mit der Fachstelle "«UND» im Rahmen des Aktionsplans egual21 an einem Pilotprojekt zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie Gleichstellung.
Auskunftsperson:
Regierungsrat Peter Peyer, Vorsteher Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit, Tel. +41 81 257 25 01 (erreichbar von 14.00 bis 16.00 Uhr), E‑Mail Peter.Peyer@djsg.gr.ch
zuständig: Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit