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Ein «Tgamons» in der Region Albula
Ein «Tgamon» in der Region Albula: Die ehemalige Heuerhütte prägt das geschützte Landschaftsbild und ist deshalb erhaltenswert. Durch eine Aufwertungsmassnahme wurde die Hütte sanft saniert.

Zur Aufwertung des charakteristischen Landschaftsbildes werden im Kanton Graubünden jährlich Beiträge für landschaftliche Aufwertungsmassnahmen in schützenswerten und geschützten Landschaften gesprochen. Mit einem Aufwertungskonzept sollen potenzielle Aufwertungsmassnahmen regional abgeleitet werden können.

Warum wird die Landschaft Graubündens aufgewertet?

Der Bedarf zur Aufwertung von Landschaften ergibt sich aus dem rasch voranschreitenden Landschaftswandel und aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen.

Auf das Landschaftsbild wirkt sich nachteilig aus:

  • der Verlust von Flächen und Strukturen durch das Siedlungswachstum;
  • Veränderungen im Freizeitverhalten;
  • Veränderungen in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung;
  • der Nutzungsdruck auf Natur- und Erholungsgebiete.

In geschützten Landschaften sollen Beeinträchtigungen soweit als möglich beseitig werden, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Bei Eingriffen mit sichtbaren negativen Auswirkungen besteht eine Ersatzpflicht. In der Programmvereinbarung Landschaft hat der Kanton mit dem Bund für die Jahre 2020 bis 2024 insgesamt 100 Aufwertungsmassnahmen in schützenswerten und geschützten Landschaften vereinbart.

Zweck der Aufwertungen und Auswahl von Massnahmen

Aufwertungen sollen den regional typischen Landschaftscharakter fördern und zu einer qualitätsvollen Landschaftsentwicklung im Kanton Graubünden beitragen. Beispiele für Aufwertungen sind:

  • der Rückbau einer Baute oder Anlage, welche das Landschaftsbild stört;
  • eine gestalterische Massnahme (z. B. die Renovation einer Trockenmauer oder das Pflanzen einer Hecke, welche die Landschaft bereichert).

Damit in jeder Region geeignete Massnahmen zur Aufwertung der Landschaft umgesetzt werden können, erarbeitet das Amt für Natur und Umwelt ein Konzept, welches kantons-, regions- und themenspezifisch Massnahmen identifiziert, beschreibt und Prioritäten und Möglichkeiten für die Umsetzung aufzeigt. Dieses Konzept befindet sich in Erarbeitung. 2024 soll es in einer Pilotregion erstmals angewendet werden.

Aufwertungsprojekte in schützenswerten und geschützten Landschaften

Seit Beginn der Programmperiode 2020 können in Graubünden jedes Jahr etwa zwei Dutzend landschaftliche Aufwertungsmassnahmen umgesetzt werden. Dabei unterscheidet man zwischen:

  • Rückbaumassnahmen. Mit diesen entfernt man nicht mehr gebrauchte, störende Bauten und Anlagen aus einer Landschaft.
  • Erhaltungsmassnahmen. Mit diesen fördert man landschaftsprägende Elemente.

Nachfolgend einige konkrete Beispiele von Aufwertungsmassnahmen.

- Rückbau von Kraftwerksanlagen in der Moorlandschaft Val Fenga

Die Moorlandschaft Val Fenga (Gemeinden Valsot und Scuol) ist eine der schönsten und hochgelegensten Tal-Moorlandschaften der Schweiz. Bis 2021 beeinträchtigten diverse Anlagen eines Wasserkraftwerks das Landschaftsbild und hatten Auswirkungen auf verschiedene Lebensräume.

Als die Heidelberger Hütte des Deutschen Alpenvereins (eine grosse Unterkunft für Berggängerinnen und Berggänger sowie Skifahrerinnen und Skifahrer) die Energieversorgung umstellte, wurde der Rückbau der Kraftwerkanlagen möglich. In diesem Zusammenhang führte man 2021 unter der Anleitung einer fachlich kompetenten Umweltbaubegleitung (UBB) verschiedene Massnahmen durch:

  • In der Aua da Fenga wurden Materialablagerungen sowie das Fassungsbauwerk entfernt. 
  • Die Druckleitung, das Turbinenhaus und sowie eine Tankanlage wurden abgebrochen und sachgerecht entsorgt.
  • Das Gelände wurde wiederhergestellt und mit Rasensoden begrünt. Manche Flächen wurden sich selbst überlassen und wachsen seither wieder ein.

Dies ist aktuell die grösste und bedeutendste Aufwertungsmassnahme in einer geschützten Landschaft Graubündens.

Links: Das Fassungsbauwerk mit den Sedimenten, welche die Aua da Fenga hinter dem Bauwerk angehäuft hatte, vor dem Rückbau. Rechts: Der Bereich des Fassungsbauwerks nach dem Rückbau.
Links: Das Fassungsbauwerk mit den Sedimenten, welche die Aua da Fenga hinter dem Bauwerk angehäuft hatte, vor dem Rückbau. Rechts: Der Bereich des Fassungsbauwerks nach dem Rückbau. Die Aua da Fenga kann wieder frei fliessen. Die farbigen Punkte bezeichnen denselben Standort.

 

Links das Turbinenhaus vor dem Rückbau. Rechts: der Bereich des Turbinenhauses nach dem Rückbau.
Links das Turbinenhaus vor dem Rückbau. Rechts: der Bereich des Turbinenhauses nach dem Rückbau. Im vernässten Gelände ist der Eingriff kaum mehr zu erkennen.

- Sanierung von Tgamons, Region Albula (Gemeinden Surses und Albula)

Tgamons sind kleine Hütten, die ehemals zur Lagerung von Heu dienten. Man findet sie in der Region Albula oberhalb der Waldgrenze im Gebiet der halbschürigen Wiesen. Da die Hütten das Landschaftsbild prägen und Zeugen einer traditionellen Bewirtschaftung sind, sollen sie erhalten bleiben.

Die meisten dieser Strickbauten haben ihre ursprüngliche Funktion als Heulager verloren, stehen leer und sind aufgrund fehlender Nutzung in schlechtem Zustand. 

Zur Ermittlung des Sanierungsbedarfs sowie der landschaftlichen Bedeutung wurden über 50 Tgamons in und um die Moorlandschaft Alp da Stierva inventarisiert und beschrieben. Aufgrund der kulturellen Bedeutung der Hütten wurde die Denkmalpflege in das Projekt einbezogen.

Künftig sind die Eigentümer und Eigentümerinnen der Tgamons dazu angehalten, dass die sanierten Hütten nicht zweckentfremdet werden und in einem guten Zustand bleiben. Es ist vorgesehen, die Tgamons in einen Themenweg des Parc Ela einzubinden.

Im Jahr 2022 wurde ein erstes sanierungsbedürftiges Tgamons im Rahmen eines Pilotprojekts unter Anleitung einer Arbeitsgruppe des Parc Ela sanft renoviert. Dabei wurden wuchernde Himbeersträucher entfernt, neue Fundamentsteine gelegt sowie die Dacheindeckung und einzelne Rundhölzer erneuert.
Im Jahr 2022 wurde ein erstes sanierungsbedürftiges Tgamon im Rahmen eines Pilotprojekts unter Anleitung einer Arbeitsgruppe des Parc Ela sanft renoviert. Dabei wurden wuchernde Himbeersträucher entfernt, neue Fundamentsteine gelegt sowie die Dacheindeckung und einzelne Rundhölzer erneuert.

- Sanierung einer Trockenmauer in der Nähe von Zernez

2021 sanierten die Zivildienstleistenden der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz während zwei Wochen in der Nähe von Zernez eine Trockenmauer. Die Mauer befindet sich unterhalb einer Trockenwiese von nationaler Bedeutung. Das zusätzlich verwendete Steinmaterial wurde von einer nahegelegenen Steinschlagfläche herbeigeschafft.

Die Trockenmauer vor (links) und nach der Sanierung (rechts). Sie ergänzt den Trockenwiesen-Lebensraum.
Die Trockenmauer vor (links) und nach der Sanierung (rechts). Sie ergänzt den Trockenwiesen-Lebensraum. Bilder: Angelika Abderhalden.


Weitere Beispiele von sanierten Trockenmauern in Graubünden sowie grundlegende Informationen zum Thema finden Sie auf unserer Seite Trockenmauern: Erhalt eines Kulturerbes.