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Kontext: Die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln wird von der Biodiversitätsstrategie des Kantons Graubünden gefordert. Die biologische Bewirtschaftung von Anbauflächen wie auch eine präzisere Applikationstechnik werden vom Kanton gefördert und tragen sicherlich zu einem Belastungsrückgang ausserhalb der unmittelbaren Anwendungsgebiete bei. Es gilt unter anderem, die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln zu vermindern oder zu vermeiden.

Fragestellung: Das Amt für Natur und Umwelt (ANU) untersuchte in den Jahren 2021 bis 2023 zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und dem Plantahof, wie stark die Umwelt in der Bündner Herrschaft mit Pflanzenschutzmitteln aus dem Reb-, Acker- und Obstbau belastet ist.

Methodisches Vorgehen: Um eine Aussage über die Verfrachtung der ausgebrachten Wirkstoffe und deren Verbleib in der Umwelt machen zu können, wurden an 18 Standorten im Bündner Rheintal zwischen Untervaz und Maienfeld Proben von Luft, Wasser, Boden und Pflanzen auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Die Proben wurden auf einem konventionell und zwei biologisch bewirtschafteten Rebbauflächen, auf fünf Landwirtschaftsflächen, in drei Biotopen, in vier Grundwasserpumpwerken sowie auf zwei Spielplätzen und in einem Garten im Siedlungsgebiet entnommen.

Ergebnisse und Erkenntnisse: Die Messergebnisse zeigen, dass die eingesetzten Pflanzenschutzmittel aus den konventionell bewirtschafteten Rebflächen wegen der sogenannten Abdrift (Verfrachtung durch die Luft) über mehrere hundert Meter weit verfrachtet wurden. Dies kann mit dem Einsatz von Passivsammlern, welche eine Untersuchung der in der Luft vorhandenen Stoffe erlauben, gezeigt werden. Dabei nahmen die Konzentrationen der Pflanzenschutzmittel bzw. der nachweisbaren Wirkstoffe mit zunehmendem Abstand zum Ausbringungsort stark ab. Auch die Untersuchung der Oberflächengewässer zeigt, dass die Eintragungen von Wirkstoffen mit zunehmender Distanz vom Austragungsort abnehmen. Im Boden sind Pflanzenschutzmittel in geringer Anzahl nur an der Oberfläche von konventionell bewirtschafteten Rebbergen gefunden worden.

Aufgrund der in der Luft gemessenen Konzentrationen der Pflanzenschutzmittel kann angenommen werden, dass die von der EU festgelegte «akzeptable Tagesdosis» (ADI) und die höchste Dosis, bei der «kein schädlicher Effekt zu beobachten ist» (NOAEL), nicht überschritten wurde. Da auch im Grundwasser keine Rückstände der untersuchten Wirkstoffe aus Reb-, Obst- und Ackerbau festgestellt wurden, geht vom Trinkwasser, welches aus Grundwasserbrunnen gefördert wird, nach heutigem Wissenstand diesbezüglich keine Gefahr aus. Auch in Boden- und Pflanzenproben sind keine der untersuchten Pflanzenschutzmittel nachgewiesen worden. Damit ist eine Gefährdung der Bevölkerung über den Boden oder die Pflanzen an den untersuchten Spielplätzen unwahrscheinlich.

 

Vom Winde verweht – Pflanzenschutzmittel im Bündner Rheintal (Kurzbericht, 19.03.2024)

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